Rheinblick Uerdinger wollen Prestige-Bauprojekt Rheinblick

Krefeld · Während Stadt und Chemiepark wieder zu Gesprächen an einen Tisch kommen wollen, fordern die Mitglieder des Heimatbunds höchste Priorität für das Bauprojekt am Rheinufer.

Auf dem brachliegenden Gelände am Rheinufer soll das Projekt Rheinblick entstehen, über das sich Stadt und Chemiepark seit Jahren streiten. Archiv: Bischof

Foto: ja/Bischof, Andreas (abi)

Längst ist die Diskussion um Rheinblick ein Politikum. Uerdingens Bezirksvorsteher und baupolitischer Sprecher der SPD, Jürgen Hengst, bezeichnete Rheinblick Anfang des Jahres als Platz eins auf der Prioritätenliste der städtischen Bauprojekte für 2018 und forderte im Gespräch mit der WZ: „Der Entschluss muss fallen.“ Es gebe weiter Gesprächsbedarf, in den kommenden vier Wochen wolle man sich mit den Verantwortlichen wieder an einen Tisch setzen, heißt es aus Chemiepark-Kreisen – denn bezüglich Lärmschutz und Abstandswerten gebe es aus Sicht der im Chemiepark ansässigen Unternehmen auch nach Vorlage des neuen Rheinblick-Bebauungsplans weiter Bedenken. „Der Chemiepark und die Stadt bleiben im konstruktiven Austausch und prüfen ergebnisoffen Lösungen für das Gebiet am Rhein.“

Derweil sind viele Uerdinger die jahrzehntelange Debatte um Krefelds Prestige-Bauprojekt leid. In einem Brief an den Bezirksvorsteher schreibt Elmar Jakubowski, Vorsitzender des Uerdinger Heimatbundes, man beobachte im Stadtteil mit Sorge, „dass das Projekt Rheinblick nicht vorankommt“. Die bereits für Frühjahr dieses Jahres angekündigte Offenlegung der Bebauungspläne sei auch aktuell nicht absehbar. „Wir verstehen hier in der Verwirklichung des Projektes eine wunderbare Verbindung zwischen Alt-Uerdingen und einer attraktiven modernen Stadt am Rhein.“ Auf Drängen des Heimatbundes schaffte es das Thema jetzt in den nichtöffentlichen Teil der letzten Sitzung des Bezirksvertretung – die Tatsache, dass die Verantwortlichen von Stadt und Industrie sich nun wieder an einen Tisch setzen wollen, sei allerdings kein Zeichen dafür, dass „endlich Bewegung in die Sache kommt“, ärgert sich Jakubowski.

Zum Gespräch mit der WZ hat der Heimatbund-Vorsitzende Anwohner an den Tisch im Bügeleisen geholt – es geht um die Sicht der Uerdinger Bürger, fernab von Politik. „Als Heimatbund halten wir uns aus politischen Dingen heraus. Aber wir kümmern uns nicht nur um die Geschichte, sondern auch um das Uerdingen heute“, betont Jakubowski und: „Das Projekt Rheinblick erscheint uns deshalb so wichtig, weil Uerdingen die Schauseite der Stadt Krefeld ist – die sich ja auch mit dem Titel ,am Rhein’ schmückt.“ Schmuckstück ist wohl kein Begriff, mit dem der Spiegel das Areal am Rhein in Verbindung bringt. Stattdessen schrieb Autor Christian Wüst im Magazin Anfang des Jahres darüber, was ihm bei seinem Besuch besonders von Uerdingen in Erinnerung blieb: „Diese Industriebrache am Rhein am Eingang von Uerdingen.“

Dass die Bauruinen auf dem Howinol- und Münker-Gelände seit Jahren sich selbst überlassen werden, ärgert auch den Uerdinger David Blaumeiser: „In der Krefelder Innenstadt ist in den vergangenen zehn Jahren einiges getan worden – Wohnraum wird immer gebraucht. Ich finde es traurig, dass so viel Gelände brachliegen muss.“ Michael Hess ist vor drei Jahren aus Düsseldorf nach Uerdingen, direkt ans Rheintor, gezogen. „Es ist doch irrsinnig, dass Krefeld den Rhein noch nicht entdeckt hat“, findet er. In dem geplanten Wohnbaugebiet Rheinblick sieht Hess die Chance, Kaufkraft nach Uerdingen zu bringen und gleichzeitig das Ortszentrum zu beleben. „Die Oberstraße ist jetzt schon fast tot“, sagt Uerdingerin Ruth Litsch, „hier muss dringend etwas passieren am Rhein, um unser Rheinstädtchen am Leben zu halten.“

Rheinblick muss kommen – da sind sich alle einig. „Nur die Meinungen darüber, wie es aussehen soll, die gehen auseinander“, betont Dietmar Ortmanns. „Die Mieter, die jetzt in Ufernähe wohnen, haben Angst, ihren Blick auf den Rhein zu verlieren“, weiß Ortmanns, es gehe aber auch um gestalterische Fragen: klassisch oder doch lieber modern? Für Ortmanns ist klar: „Ich fände einen modernen Komplex mit Gastronomie und vielen Freitreppen schön“, erzählt er. „Köln hat die Kranhäuser, Düsseldorf die schiefen Häuser – beide ziehen Massen an.“ Klaus-Norbert Kremers ist ein Fan von klassischer Bebauung.Wichtiger als die Optik, sei ihm aber, „dass sich die Verantwortlichen an einen Tisch setzen und Verantwortung gegenüber den Bürgern zeigen“. Denn: „Alle wollen es, aber trotzdem passiert nichts, weil die Kräfte über die Frage des Wie sich blockieren, statt sich zu bündeln.“

Die Sorgen des Chemieparks hinsichtlich Wohnbebauung seien verständlich, betont Heimatbundvorsitzender Elmar Jakubowski – letztlich gehe es um Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze. Dennoch: „Uerdingens Stadtbild muss sich auch entwickeln können. Die Lösung liegt irgendwo dazwischen.“ Nun gelte es, diese zu finden. Jakubowski fordert: „Das Projekt Rheinblick muss bei der Stadt Krefeld jetzt endlich höchste Priorität bekommen.“