Rheinblick-Projekt: Chemiepark erwägt Klage

Standort-Chef Lars Friedrich befürchtet, dass Interessen der Unternehmen nicht berücksichtigt werden. Die Stadt widerspricht.

Foto: KRP Finanz GmbH

Krefeld. Seit 2002 beschäftigt den Chemiepark in Uerdingen das Thema „Rheinblick“. Jetzt macht Lars Friedrich, seit Mai Standortleiter, klar: „Im Zweifelsfall sind wir gezwungen, gegen den Bebauungsplan zu klagen.“ Konkret würden die im Chemiepark ansässigen Unternehmen im Notfall rechtliche Mittel einsetzen, wenn die zukunftsfähigkeit des Chemieparks in gefährdet würde. Wie sieht aus Sicht des Chemieparks diese Gefahr aus? Man habe die Sorge, dass der Lärm des Chemieparks samt Tankerbrücke für den Schiffsverkehr in einem überarbeitetem Bebauungsplanentwurf für das Projekt Rheinblick unterschätzt wird.

Friedrichs Argument: Im bisher als Mischgebiet ausgewiesenen Gebiet für Wohnen und Gewerbe, das in der Mitte des Rheinblick-Areals liegt, könnte sich „faktisch eine Wohnbebauung etablieren“. Befürchtete Folge: „Das wir mittel- bis langfristig eine Rechtsstreitigkeit bekommen.“ Warum? In Mischgebieten sei von 22 bis 6 Uhr 45 Dezibel Lärmbelästigung als Grenzwert vorgeschrieben. Da diese Lautstärke alleine durch den Chemiepark erreicht werde, könnte sich in dem genannten Gebiet nur „stilles Gewerbe“ ansiedeln. Daraus speise sich Friedrichs Sorge, dass im Endeffekt aus dem Wohngebiet ein Mischgebiet wird und Bewohner wegen der Lärmbelästigung klagen. Was das für Auswirkungen haben könnte, sehe man beispielsweise in Düsseldorf, wo im Bereich des Medienhafens immer wieder Lärmbelästigung wegen noch bestehendem Gewerbe ein Thema sei.

Lars Friedrich, Standortleiter des Chemieparks Uerdingen

Auch ein Gespräch mit Oberbürgermeister Frank Meyer vergangene Woche habe diese Befürchtungen nicht beschwichtigen können. Grundzüge des neuen Bebauungsplans würden sich nicht vom letzten unterscheiden, Lösungsansätze für Kritikpunkte des Chemieparks seien bisher nicht kommuniziert worden. Die Stadt habe aber zugesagt, die Anmerkungen Friedrichs bei der neuaufgelegten Planung zu berücksichtigen.

Gut zwei Monate vor der Ratssitzung, in der die dritte Offenlegung des Bebauungsplanentwurfs beschlossen werden könnte, habe Friedrich die Befürchtung, dass das Projekt Rheinblick umgesetzt wird, ohne auf Anforderungen des Standortes mit rund 10 000 Beschäftigten („mit Fremdfirmen und Co“) einzugehen. Das Albtraum-Szenario für den Standort: „Unsere Anlagen leben davon, dass sie Stückchen für Stückchen wachsen.“

Friedrich habe die Sorge, dass dafür nötige Genehmigungsverfahren durch das Rheinblick-Gebiet erschwert werden könnten. „Wenn Sie eine Chemieanlage zehn Jahre nicht weiterentwickeln können, ist sie tot.“ Der Standort brauche eine gewisse Struktur, um innerhalb des bestehenden Gebiets wachsen, Anlagen erweitern, erneuern oder ausbauen zu können. Auf Nachfrage beruhigt Martin Linne, Planungsdezernent der Stadt: „Mein Büro bereitet derzeit ein Gespräch mit Herrn Friedrich vor.“ Dieses solle noch im Oktober stattfinden. Klar sei, dass der Chemiepark als Wirtschaftsstandort seine Interessen wahren möchte.

Diese würden auch im Interessensbereich der Stadt liegen. Der Bebauungsplan sei kurz vor der Fertigstellung und werde mindestens die vorgeschriebenen Schutzabstände beinhalten. Anvisiert sei, dass die dritte Offenlegung des Bebauungsplanentwurfs 772 in der Ratssitzung am 5. Dezember beschlossen werden kann.