Steine hüllen sich in Schweigen
Drei unterschiedliche künstlerische Positionen sind im Kunst-Spektrum zu sehen.
Werke von Christiane Behr, Tania Stickrodt und Peter M. Hasse sind in der aktuellen Ausstellung im Schauraum Kunst-Spektrum der Gemeinschaft Krefelder Künstler zu sehen. „Annäherungen“ nennt sich die Schau, wobei die drei zu betrachtenden Positionen so unterschiedlich sind, dass man den Titel nicht ganz nachvollziehen kann. Das macht natürlich nichts, die Werkreihen funktionieren halt für sich.
Der bevorzugte Werkstoff von Behr ist Wachs. Sie versetzt ihn mit Farbpigmenten und überzieht dann damit quaderförmige Körper. Kleinere hängen an der Wand, ein größerer ist hohl, steht auf einem Sockel und vermittelt schon durch seinen Titel, worum es der Künstlerin geht.
„Lichtobjekt“ heißt dieses Werk, eine Lichtquelle darin lässt den Quader in diversen Farben leuchten. Die Lichtdurchlässigkeit des Wachses spielt bei ihren Objekten also eine Rolle, die Brechung des Lichts, aber auch die Verfremdung, die die Wachsschicht hervorrufen kann. Bei einem digitalen Bilderrahmen etwa sorgt die Wachsschicht für die Reduktion etwaiger Bildinhalte auf eben das Licht. Behrs Werke sind verspielt, weisen aber wenig über sich hinaus.
„Terschelling“ heißt eines der Bilder von Stickrodt, der Titel benennt eine niederländische Nordseeinsel und damit immerhin noch einen konkreten Ort. Man sieht bei Stickrodt in der Tat Landschaften, aber ihre Werke bilden die konkrete Natur dann doch nicht ab. Ihr geht es erklärtermaßen auch um innere Landschaften.
Mehrere Bilder ohne Titel etwa zeigen im Anschnitt Details aus einer Bergwelt. Das Figürliche — der Berg — wird dadurch, dass man ihn nicht verorten kann, zu mindestens zweierlei. Erstens gewissermaßen zum Vorwand einer Farbuntersuchung, die auch ihren abstrakten Reiz hat, und zweitens zum Echoraum und zur Projektionsfläche innerer Zustände sowohl des Betrachters als auch mutmaßlich der Künstlerin. Das bedingt eine teilweise geheimnisvolle Anziehung.
„Es werden nur Steine bleiben“, heißt es in einem Gedicht von Erich Fried. Darauf bezieht sich Hasse mit seinem Zyklus „Im Reich der Steine“, aus dem er mehrere Bilder zeigt.
Man sieht Steine, die herabzufallen scheinen, Steine, die wie in einem Kreis schweben, Steine, die mit einer Art Verband teilweise umwickelt sind. Ein Stein wird per Titel konkret verortet — „Pembrokshire Stone“ —, ein weiterer erhält per Titel eine metaphorische Bedeutung: „Der Stein des Lebens“.
Hasse scheint die Betrachter auf die Suche nach einem Sinn zu schicken. Dass seine Bilder nichts bedeuten wollen, scheint zumindest ausgeschlossen. Doch — wie das mit Steinen so ist —, sie hüllen sich in Schweigen. Wer länger hinsieht, erblickt mehr? Vielleicht.