Gegen blutleere Kunst
Was darf Kunst? Diese Frage wirft der Wuppertaler Sven Weigle auf. Er hat bei einer gefilmten Aktion sein eigenes Blut auf eine Leinwand tropfen lassen und damit gemalt. Schnell wird Künstlern, die mit solchen Ideen Grenzen austesten, vorgeworfen, sie würden nur Aufsehen erregen wollen.
Zudem wird das vermeintliche Ergebnis solcher Aktionen - etwa eine blutverschmierte Leinwand - von vielen Betrachtern belächelt. „Das ist Kunst? Kann ich auch.“ Dabei sind es Künstler wie Weigle, die mit ihrem Handeln zum Nachdenken anregen, ja sogar herausfordern. Wer in der Fußgängerzone das Blut tropfen sieht, der wird zwangsläufig aus seinem Alltag entrückt. Die Performance verschmilzt mit dem Kunstwerk, die Reaktionen werden Teil der Bedeutung. Das ist keine reine Provokation, das ist Kunst außerhalb des Baukastens. Deshalb würde ich sagen: Kunst darf nicht nur in die Sphäre des Unbequemen vordringen. Sie sollte es auch öfter tun. So ebnet sie mit Nachdruck den Weg aus der Welt des Denkens - hinein in die Welt des Handelns.