Ein Bild sorgt für Gesprächsstoff Künstlerin fühlt sich missverstanden
Das Bild „Der Raub der Europa“ der Meerbuscherin Ekaterina Moré hat heftige Reaktionen hervorgerufen. Die Künstlerin will es trotzdem dem Kanzleramt übergeben.
Aktuelle Ereignisse, die dazugehörigen Hintergründe oder die eigene Gedankenwelt in Kunst umzusetzen, gehört zu dem Anspruch, den sich Ekaterina Moré selbst stellt. Mit ihrem aktuellen Werk „Der Raub der Europa“ allerdings hat sie heftige Reaktionen in vorwiegend russischen Print-Medien und in Sozialen Netzwerken hervorgerufen: „Politische Satire wird häufig nicht verstanden.“ Dabei wollte sich die Künstlerin, die 1976 in eine St. Peterburger Künstlerfamilie hineingeboren wurde und seit 1996 in Deutschland lebt, mit Kunstpräsentationen auf internationalen Messen lediglich auf ihre Weise der Thematik des Verhältnisses von Europa und Russland annehmen.
In diesem Sinne erinnerte sich die Meerbuscherin bereits vor einigen Monaten an die griechische Sage, die sich um König Agenor in Phönizien und dessen Tochter mit dem Namen Europa dreht. Schließlich nehmen Frauen-Motive, dekorativ und dynamisch, in dem Werk von Ekaterina Moré ohnehin einen breiten Raum ein.
In Anlehnung an den Renaissancemaler Tizian und seine Arbeit „Der Raub der Europa“ setzt Moré das Thema zeitgenössisch in die aktuelle Politszenerie, zeigt eine entblößte Kanzlerin Merkel, die auf einem für Russland stehenden roten Bären sitzt. „Es gibt keine klare Interpretation, keinen eindeutigen Titel“, erklärt die Künstlerin.
Aus Russland gab es Anfeindungen gegen Moré
Einerseits könnte die Frage zutreffen, ob Russland mehr Europa braucht. Oder sind es vielleicht die immer wiederkehrenden Träume der Feministinnen, von starker männlicher Kraft entführt zu werden? Aus dem privaten Umfeld erfährt Ekaterina Moré, dass die Menschen Bedenken haben, ihre Meinung und damit die Unterstützung dieser Art der Kunst zu zeigen. Besonders heftig aber seien die Reaktionen aus Russland: „Ich werde beschuldigt, solche Aktionen im Auftrag von Putin durchzuführen, andere beschweren sich, dass Angela Merkel auf Russland ‚herumreitet‘ und den ‚russischen Bären‘ bezwungen hat.“ Ekaterina Moré wundert „die Aggressivität, mit der diese humoristische Aktion aufgenommen wird.“
Aber es gibt auch witzige Kommentare, und die Reaktionen aus Deutschland sind zumindest weniger aggressiv, enthalten den Hinweis, dass solche Aktionen verboten werden sollen. Hängen bleibt trotzdem der Kommentar, dass „solche Künstler wie ich hinter Gitter gehören.“ Das hat Ekaterina Moré auf die Idee gebracht, eines ihrer nächsten Kunstprojekte in einem Frauengefängnis zu gestalten: „Ich möchte die Frauen dort von ihrer schönsten Seite zeigen.“ Eine Anfrage an das Frauengefängnis in Willich wird vorbereitet.
Bereits beim Empfänger angekommen sein müsste die per E-Mail übermittelte offizielle Anfrage an das Kanzleramt: „Gerne würde ich das Bild als Dankeschön für die Bemühungen in den deutsch-russischen Beziehungen dem Kanzleramt übergeben.“ Wenn Berlin die Annahme verweigert, will Ekaterina Moré bei der NRW-Regierung oder auch bei Wladimir Putin anfragen.