Kleines Geld, großer Erfolg: MBC Playoff-Kandidat
Weißenfels (dpa) - Der Blick geht nach oben. Erstmals seit dem Europacup-Sieg und dem Zwangsabstieg vor zehn Jahren ist der Mitteldeutsche BC in der Basketball Bundesliga als Neunter ein Kandidat für die Meisterschafts-Playoffs.
Vier Spiele vor Ende der Punktrunde kann sich das Team aus Weißenfels in Sachsen-Anhalt am Donnerstag im Spiel beim Tabellen-16. Würzburg weiter an die Top 8 heranpirschen. „Unser Ziel ist es jetzt, dass unser Punktekonto bis Saisonende positiv bleibt“, sagte Trainer Silvano Poropat. Nach 30 Spieltagen stehen 30:30 Punkte zu Buche.
Der Kroate ist seit 2011 Trainer der Weißenfelser und gilt als der Architekt des unerwarteten Erfolges. Schon nach einem Jahr führte er den Club aus der 2. Liga zurück ins Oberhaus und nach einem Jahr der Konsolidierung in der Bundesliga in Reichweite der Playoffs. „Er hat im Sommer fast eine komplett neue Mannschaft aufgebaut, die in der Lage ist, auch die Topfavoriten zu ärgern“, lobte Teammanager Martin Geissler den Coach.
Dem Mitteldeutschen BC sind sportliche Erfolge nicht fremd, nur sind diese fast in Vergessenheit geraten. Neben ALBA Berlin (1995) und der BG Göttingen (2010) ist der Club einer von nur drei deutschen Europacupsiegern. 2004 gewann der MBC unter dem einstigen Bundestrainer Henrik Dettmann die FIBA EuroCup Challenge.
Doch im gleichen Jahr kam auch der Absturz: Lizenzentzug wegen Insolvenz und Zwangsabstieg in die Regionalliga. Daraus, so beteuern die Verantwortlichen, habe man die richtigen Lehren gezogen. „Wir haben uns zu einem absolut wirtschaftlich gesunden Club entwickelt und geben keinen Cent mehr aus als uns zur Verfügung steht. Das hat uns nach der Insolvenz vor zehn Jahren das Vertrauen bei Sponsoren und in der Liga beschert. Der MBC nimmt lieber einen Abstieg in die 2. Liga in Kauf, statt sich finanziell zu übernehmen“, versicherte Geissler, der in den vergangenen zehn Jahren die Höhen und Tiefen miterlebt hat.
Mit dem Erfolg und der wirtschaftlichen Kontinuität als Rückenwind wagen sich die „Wölfe“ auf Neuland: Erstmals beantragt der Club die Lizenz nur für die 1. Bundesliga. Die nötigen Unterlagen sind fristgerecht am Dienstag eingereicht worden, teilte der MBC mit. „Wir planen mit einem leicht gesteigerten Etat in die zehnte Erstligasaison der Wölfe zu gehen“, erklärte Geissler.
Mit seinem Mini-Etat von 1,5 Millionen Euro, dem geringsten Budget aller Bundesligisten in der laufenden Spielzeit, gehörte der Mitteldeutsche BC zu den Abstiegskandidaten. Ligaprimus FC Bayern München hat annähernd das zehnfache zur Verfügung. Doch Poropat hat seine begrenzten finanziellen Möglichkeiten optimal ausgeschöpft. „Ich versuche, meine Ideen zu verwirklichen und will natürlich auch so viele Spiele wie möglich gewinnen“, sagte der Coach, der 2007 mit EnBW Ludwigsburg „Trainer des Jahres“ in der Bundesliga war.
Wegen des schmalen Geldbeutels ist der Verein gezwungen, bei der Spielersuche andere Wege zu beschreiten. „Wir haben keine eigenen Scouts, aber trotzdem alle Ligen auf dem Scanner“, erzählte Geissler. So kam zum Beispiel Angelo Caloiaro, der fürs All Star Game nominiert wurde, vom bulgarischen Erstligisten Rilski Sportist Samokow. „Unsere Spieler müssen nicht nur sportlich, sondern auch menschlich passen“, nannte Poropat ein wichtiges Auswahlkriterium.