Private Krankenversicherung lohnt sich vor allem für Beamte
Berlin (dpa/tmn) - Privat Krankenversicherte bekommen oft mehr Leistungen. Dafür müssen sie auch mehr zahlen. Lohnenswert ist eine private Versicherung für Angestellte und Selbstständige laut Stiftung Warentest nur, wenn die Beiträge auch im Alter gezahlt werden können.
Private Krankenversicherungen (PKV) leisten oft viel. Allerdings kostet das auch Geld. „Die Angebote der privaten Krankenversicherer sind deutlich teurer geworden“, stellte Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“, am Dienstag (15. April) in Berlin fest. Ein 35-jähriger Modellkunde muss für einen Tarif mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis rund 450 Euro im Monat zahlen. „Es gibt für die gleiche Gruppe aber auch Angebote für über 800 Euro.“ Dazu kommen Selbstbeteiligungen von bis zu 1000 Euro im Jahr und weitere Verträge für Kinder oder Ehepartner. Für Tenhagen ist klar: „Die private Krankenversicherung ist kein Sparmodell.“
Für ihr Geld bekommen PKV-Kunden allerdings in der Regel mehr als gesetzlich Versicherte. „Leistungsstarke Angebote enthalten heute umfassende Leistungen für Psychotherapie oder für teure Hilfsmittel wie Hörgeräte, für häusliche Krankenpflege oder sogar Hospizbegleitung“, erklärte Tenhagen. Für die aktuelle „Finanztest“-Ausgabe (Heft 5/2014) untersuchten die Experten insgesamt 107 Tarife von 32 Versicherern. Das Ergebnis: Fünfmal vergaben die Tester die Note „sehr gut“, 29 Tarife schnitten „gut“ ab. Lediglich achtmal lautete die Note „mangelhaft“.
„Auf Dauer Geld sparen gegenüber der gesetzlichen Versicherung können mit einer leistungsstarken privaten Versicherung heute nur Beamte“, stellte Tenhagen fest. „Für sie ist die private Krankenversicherung uneingeschränkt zu empfehlen, denn durch die sogenannte Beihilfe beteiligt sich der Dienstherr an den Gesundheitskosten der Staatsdiener.“ Arbeitnehmer und Selbstständige sollten eher vorsichtig sein. „Wir raten dazu, nur dann zu einem solchen Angebot zu greifen, wenn man sich die Police sein ganzes Erwerbsleben lang, insbesondere aber auch im Rentenalter, leisten kann.“
Laut der Stiftung Warentest können sich die Beiträge zur privaten Rentenversicherung vom Eintritt bis zur Rente leicht verdreifachen. „In der Praxis bedeutet dies, dass Angestellte und Selbstständige für den Ruhestand eine sechsstellige Summe zur Deckung ihrer Krankenversicherungskosten ansparen müssen“, sagte Tenhagen. Der Musterkunde, alleinstehend ohne Kinder, muss demnach bei einem angenommenen Zinssatz von 3 Prozent jeden Monat etwa 230 Euro zurücklegen, um die Kosten im Alter tragen zu können.
Ein Wechsel in die private Krankenversicherung sollte daher gut überlegt sein. Denn die Rückkehr in die gesetzliche Versicherung ist nicht immer einfach. „Einmal privat versichert, kann man ab 55 sogar so gut wie gar nicht mehr in die gesetzliche Kasse zurück“, sagte Tenhagen. „Diesen Weg hat der Gesetzgeber geschlossen.“