Bauvorhaben Kreis Viersen Müll-Anlage in Wesel nimmt Hürde

Kreis Viersen. · Der Kreistag beschloss, das gemeinsame Projekt mit dem Kreis Wesel voranzutreiben.

Die Kreise Viersen und Wesel wollen in Kamp-Lintfort für knapp 33 Millionen Euro eine Vergärungs- und Kompostierungsanlage bauen.

Foto: Kreis Wesel

Bevor Landrat Andreas Coenen (CDU) am Donnerstagabend den Tagesordnungspunkt 16 beraten lässt, versorgt er die Mitglieder des Viersener Kreistags noch mit ganz frischen Informationen. Der Kreistag in Wesel habe sich kurz zuvor mit der gleichen Beschlussvorlage befasst und um 18.15 Uhr zugestimmt – „einstimmig, ohne Enthaltung“. Die Viersener Politiker quittieren das mit einem wohlwollenden Klopfen auf ihre Tische. Ein paar Minuten später beschließen auch sie einstimmig: Der Kreis Viersen soll seine Pläne für ein gemeinsames Bioabfallprojekt mit dem Kreis Wesel weiter verfolgen.

Neue Anlage soll rund
33 Millionen Euro kosten

Die Kreise Viersen und Wesel wollen auf dem Gelände des Abfallentsorgungszentrums Asdonkshof in Kamp-Lintfort für knapp 33 Millionen Euro eine Vergärungs- und Kompostierungsanlage bauen. Auch Biogas soll dort gewonnen werden. Die Vorbereitungen laufen seit drei Jahren. Beide Kreise sollen die Kosten zu gleichen Teilen tragen. Wenn alles nach Plan läuft, könnte der Kreis Viersen in Kamp-Lintfort ab Ende 2022 über seinen Abfallveband den Bioabfall selbst behandeln. Umschlagplatz soll das ehemalige Venete-Gelände in Nettetal-Kaldenkirchen sein.

Im November kritisierte die Geschäftsführerin von Reterra – der Remondis-Tochter, die noch mit der Bioabfall-Behandlung in Viersen-Süchteln beauftragt ist – die Pläne. Barbara Junker warf dem Kreis in einem offenen Brief an den Landrat unter anderem vor, Gebührengelder von insgesamt rund 25 Millionen Euro zu verschleudern, wenn er sich wie vorgesehen für 28 Jahre an Wesel bindet. Sie zweifelte außerdem an, dass die kalkulierten Baukosten solide seien. Coenen wies die Kritik scharf zurück, betonte: „Die Kosten wurden seriös und solide kalkuliert.“

Am Donnerstag, wenige Stunden vor der Abstimmung des Kreistags, drückte auch die Führung der Firma Schönmackers ihre „Sorge um die Entwicklung der Abfallwirtschaft im Kreis Viersen“ aus. „Als kreisansässiges Unternehmen, welches ebenfalls über Kompostierungsanlagen verfügt, ist es für uns zweifelhaft, wie ein Neubau in dieser Größenordnung nicht zu höheren Belastungen für die Bürger führen kann“, teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. Weiterer Kritikpunkt: Es sollen Investitionen in die Anlage im Kreis Wesel getätigt werden, „obwohl im Kreis Viersen bereits Anlagen für den Umschlag als auch für die Verwertung existieren“. Das Unternehmen würde eine Ausschreibung befürworten: „In der Vergangenheit hat sich ein Ausschreibungsverfahren immer bewährt, wie die Restabfallgebühren im Kreis Viersen verdeutlichen. Hier konnten rund 100 Euro pro Tonne eingespart werden.“

Gebühren für die Bürger
sollen dauerhaft niedrig bleiben

Landrat Coenen schloss die letzte Kreistagssitzung 2018 mit einem Jahresrückblick, in dem er betonte: „Wenn die Anlage auf dem neuesten technischen Stand in Betrieb ist, dann sparen wir jedes Jahr Treibhausgase in Höhe von 6500 Tonnen CO2-Äquivalenten ein – trotz etwas weiterer Lkw-Fahrten. Gleichzeitig können wir die Gebühren für unsere Bürger dauerhaft niedrig halten.“