Krueger erster deutscher NHL-Trainer

Edmonton (dpa) - Deutsche Eishockey-Profis in der NHL gibt es seit Jahrzehnten. Ein deutscher Chefcoach ist neu. Ralph Krueger war lange Wunschkandidat für den Bundestrainer-Posten. Nun hat er beim einstigen Gretzky-Club Edmonton Oilers das Sagen und ein großes langfristiges Ziel.

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) wollte Krueger einst unbedingt als Bundestrainer haben. Obwohl der langjährige Schweizer Nationalcoach schon seit Jahren als Kandidat für einen Posten als Cheftrainer in der weltbesten Liga NHL in Nordamerika galt - und damit eigentlich viel zu teuer war für den DEB. Das musste am Ende auch Verbandspräsident Uwe Harnos einsehen.

Zunächst bei der Nachfolgeregelung für Uwe Krupp im Jahr 2011. Später dann nach der verkorksten WM 2012 unter Jakob Kölliker. Nun soll Pat Cortina die DEB-Auswahl als Bundestrainer zu Olympia 2014 führen. Und Krueger kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Im Juni wurde der 53-Jährige zum 16. Cheftrainer der Edmonton Oilers benannt. Dort spielte einst Wayne Gretzky. „Ich habe das Gefühl, dass es noch nicht so viele NHL-Trainer mit einem deutschen Pass gab“, sagte Krueger dazu spitzbübisch. Er hätte auch mit breiter Brust und erhobener Nase darauf verweisen können, dass er der erste deutsche NHL-Chefcoach ist - aber das entspräche nicht seinem Naturell.

Obwohl er in Kanada geboren wurde und sein nordamerikanischer Akzent unüberhörbar ist, hat Krueger weitaus mehr Verbindungen nach „good old Germany“, als sie bei den Oilers glauben. Krueger spielte zehn Jahre in der damaligen Bundesliga und lief 45 Mal für Deutschland auf. Außerdem hat die Hälfte der Bevölkerung in seinem Geburtsort Steinbach in der kanadischen Provinz Manitoba deutsche Wurzeln.

Obwohl er in Kanada arbeitet, sieht sich Krueger als „Deutsch-Europäer“. Fast 30 Jahre hat er auf dem alten Kontinent verbracht, nach seiner aktiven Karriere in Deutschland und Österreich als Trainer gearbeitet, ehe er 13 Jahre lang die Schweiz coachte.

Krueger etablierte die „Nati“ unter den ersten Acht der Welt und erwarb sich einen erstklassigen Ruf als Trainer. Anstatt als Krupp-Nachfolger zum DEB zu wechseln, folgte er jedoch dem Ruf in die NHL. Zwei Jahre lang war er Co-Trainer bei den Oilers, die in der Zeit stets zu den schlechtesten Clubs der Liga gehörten. Seit Krueger aber ganz das Sagen hat, läuft es beim Traditionsclub.

In der Western Conference ist das Team an den vorderen Tabellenrängen dran. Die Tageszeitung „Edmonton Journal“ beschreibt Kruegers Arbeitsweise als „erfrischend.“ Krueger setzt auf die Jugend und scheut sich nicht, Routiniers wie zuletzt Ryan Whitney auf die Tribüne zu verbannen.

Bei den Oilers hat er nun einen Dreijahresvertrag. „Das ist eine tolle Sache und eine super Herausforderung für den Ralph. Ich drücke ihm die Daumen“, sagte Nationalspieler und NHL-Superstar Christian Ehrhoff von den Buffalo Sabres. Und Krueger hat viel vor beim einstigen Vorzeigeclub, bei dem neben Gretzky weitere Weltstars wie Jari Kurri oder Mark Messier spielten und fünf Stanley Cups holten.

„Diese Stanley Cups gehen nie aus dem Gedächtnis der Menschen. Spieler von heute werden mit den Größen von damals verglichen“, sagt Krueger, der die Sehnsucht der vielen Fans langfristig befriedigen und dafür sorgen will, „dass man nicht nur vom Stanley Cup träumt, sondern ihn auch realistisch angehen kann.“