Kunstmesse Art Düsseldorf greift die Konkurrenz an

Mit einer fulminanten Schau startet die neue Kunstmesse in den Böhler-Werken an der Düsseldorfer Stadtgrenze. Sie erntet höchstes Lob.

Foto: dpa

Düsseldorf. Das Alleinstellungsmerkmal von Köln als Kapitale des Kunstmarkts gilt nicht mehr. Zwischen Düsseldorf und Meerbusch prangt neben einem Werbeplakat zur „Cologne Fine Art“ eine Banderole: „Willkommen zur ersten Ausgabe der Art Düsseldorf.“ Nach mehreren Anläufen klappt es nun endlich mit einem Markt der Moderne in der Landeshauptstadt.

Möglich wurde dies, weil den Organisatoren Walter Gehlen und Andreas Lohaus ein Prospekt aus den Böhler-Werken in die Hände fiel und weil die MCH Group frisches Geld liefert, jene mächtige Messegesellschaft, die auch die Weltmesse Art Basel betreut. „Für uns ist es eine große Freude, so Gehlen am Donnerstag zur Vernissage, „mit so einem kompetenten Partner zu arbeiten. Sonst wäre es nicht so geworden“. Diese Art Düsseldorf, an der sich Basel mit 25,1 Prozent beteiligt, steht auf soliden Füßen. Vom 1. bis zum 4. November 2018 findet die zweite Art Düsseldorf statt. Dann steigt die MCH möglicherweise schon mit Mehrheitsbeteiligung ein.

Kunstmesse Art Düsseldorf in den Böhler-Werken: Herausragende Kunst für kleines und großes Geld
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Kunstmesse Art Düsseldorf in den Böhler-Werken: Herausragende Kunst für kleines und großes Geld

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Große Galerien sind Wandervögel, sie ziehen von Markt zu Markt. Sie wählen Düsseldorf gezielt als Epizentrum, als Kapitale der Künstler, Kunsthäuser und Sammler. Die Wiener Mario und Waltraud Mauroner blicken dabei zurück auf ihre eigene Vergangenheit. Sie hatten 1973 den damaligen Internationalen Markt für aktuelle Kunst (IKI) in Düsseldorf besucht und bedauerten es später, dass die Stadt keine Kunstmesse mehr auf die Beine stellte. Nun freuen sie sich: „Die Düsseldorfer Messe ist interessanter als Köln. Sie ist gut reflektiert und international vernetzt. Und sie findet in wunderbaren alten Hallen statt.“ Dieses Ambiente mit Industriecharme, mit einem Fabrikschornstein als Landmarke, lieben die Händler. „Sogar Terrazzo-Boden gibt es hier“, lobt Galerist Michael Beck vor einem wunderbaren Panoramabild von Norbert Tadeusz.

Der Clou im Angebot kommt von Peter Femfert (Die Galerie, Frankfurt). Er trumpft mit 19 surrealistischen Werken vom Picasso-Freund Roberto Matta auf, wie es sie noch nie in einem deutschen Museum gab (300 000 bis drei Millionen Euro). Wer das nötige Kleingeld hat, kann auch noch einen André Masson dazunehmen.

Aber warum hat Femfert Düsseldorf zu seinem Umschlagplatz erkoren? Die Antwort erstaunt: „Ich setze auf diese Messe, weil ich die Kölner nicht mag. Sie sind unfreundlich und unprofessionell.“ Das hören die Nachbarn, Van Horn und Markus Lüttgen nicht gern. Lüttgen saß im Düsseldorfer Auswahlgremium, Daniela Steinfeld (Van Horn) im Kölner Komitee. Sie kooperieren in ihrer Koje und demonstrieren die rheinische Freundschaft. Das Team sei super, das Licht gut und die Mietpreise ein klein wenig niedriger als in Köln, sagen sie.

Was die 79 Händler aus der Region, den Benelux-Ländern, aus Amerika und Asien hervorheben, ist die Übersichtlichkeit der Messe. Thomas Krinzinger aus Wien erinnert sich an den Frust, den er in Köln hatte: „Die Art Cologne ist wie ein großer Dampfer. Ich bin sehr überrascht, wie toll und gut es hier ist. Die Qualität der Kollegen ist beachtlich. Ich habe die große Hoffnung, dass es funktioniert.“ Vielleicht sei Basel ein zusätzlicher Helfer. Er gehe jedenfalls davon aus, dass die Sammler kommen.

Zu sehen ist alles, was das Herz erfreut. Dorothea van der Koelen begrüßt mit Günther Uecker, der 1987 über alte Römersteine lief und anschließend mit gemahlenem Marmorstaub seine Blätter zeichnete. Brigitte Schenk hat den Biologen und Züchtungsforscher Klaus Fritze zu Gast, der unter einem Hochsitz eine kleine Pappelanlage züchtet. Zwirner triumphiert mit Installationsfotos des Becher-Schülers Thomas Ruff, der schon bestehende, alte Museumsfotos fotografierte und kolorierte. Von ihm stammt auch ein kolossales Fotogramm.

Priska Pasquer aus Köln präsentiert Pieter Hugo, der einen Nigerianer mit einer Hyäne an der Leine aufgenommen hat. Faszinierend ist dieser Dialog von Mensch und Tier. In zwei Wochen will Dortmund eine Ausstellung mit diesem afrikanischen Ausnahme-Fotografen bringen.

Es gibt auch Werke für das kleine Geld. Die Galerie Löhrl aus Mönchengladbach präsentiert kleinformatige Landschaften von Ulrich Erben für 3800 Euro. Bei Zilberman (Berlin/Istanbul) kosten Schwarzweiß-Aufnahmen der Ägypterin Heba Y. Amin 5000 Euro. Sie entstanden in einer vom Wüstensand leer gefegten Geisterstadt in Ägypten, wo die Reste einer Kolonialstadt fast im Sande verwehen. Im gleißenden Licht scheint die minimale Architektur fast zu schweben.

Es ist an alles gedacht in dieser Schau. Es gibt Beuys und Graubner, Klauke, den jungen Düsseldorfer Andreas Schmitten, eine grandiose Installation von George Segal sowie ein aschgraues Mädchen aus synthetischem Gips, das Gesicht mit dem Computer gescannt, die Haare geschnitzt, die Füße abgeformt, eine große, gläserne Seifenblase in der Hand haltend (Hans Op de Beeck, Belgien). Selbst die Immendorff-Witwe Oda Jaune gastiert in den Böhler-Werken. Sie zeigt Medizinmänner mit tierischen Gesichtern in einer Komposition wie von Rembrandt sowie ihre erste Porzellanskulptur.