„Happy Deathday“: Täglich grüßt der Maskenmann
Was soll man machen, wenn am Ende eines jeden Tages Gevatter Tod auf einen wartet? Hauptdarstellerin Tree macht in dem ungewöhnlichen Film einfach das Beste aus der grotesken Situation.
Bald 25 Jahre ist es her, dass Schauspieler Bill Murray im Kino als Wetter-Ansager einen Tag immer und immer wieder durchleben und durchleiden musste: Das war in der längst legendären US-Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (Regie: Harold Ramis). Mit einem Murmeltier-Tag der besonders grausamen, der besonders Furcht erregenden und auch der besonders aussichtslosen Art sieht sich im Kino nun die junge US-Aktrice Jessica Rothe konfrontiert. In Szene gesetzt hat den auch mit lustigen Momenten aufwartenden Horror-Thriller „Happy Deathday“ der US-Amerikaner Christopher Landon.
Landon ist bereits mit Regiearbeiten wie „Paranormal Activity: Die Gezeichneten“ und einigen Drehbüchern („Disturbia“) in Erscheinung getreten. Produziert wurde „Happy Deathday“ von einem weiteren Experten in Sachen Kino-Grusel: Jason Blum ist bekannt für erfolgreiche Horror-Hits wie „Insidious“, „Sinister“ oder „The Purge“.
Ausgerechnet an ihrem Geburtstag erwacht Tree in fremden Federn. Die Feier am Vorabend muss derart beschwingt gewesen sein, dass sich die blonde Studentin an nichts erinnert. Schon gar nicht an den Namen des jungen Mannes, der sich ihr als Carter vorstellt. Er steht unter keinem guten Stern, dieser 18. September, der noch dazu ein Montag ist. Übelgelaunt verlässt Tree Carters Zimmer, nicht ahnend, dass dies nur der Auftakt eines veritablen Horrortrips ist, an dessen Ende ihr ein maskierter Unbekannter ein Messer in den Körper rammt.
Doch kaum hat Tree das Zeitliche gesegnet, erwacht sie wieder in Carters Wohnheim, wieder am Morgen des 18. September. Tree, völlig konsterniert, steckt fest in einer Zeitschleife: immer wieder ihr Geburtstag, der stets mit ihrem Tod endet. Zum Glück hat sie in Carter einen Verbündeten, gemeinsam machen sie sich daran, das Rätsel des Fluches zu lösen: Ist es der junge Professor, mit dem Tree eine Liaison unterhält, der ihr nach dem Leben trachtet? Oder doch eine Kommilitonin? Oder hat alles damit zu tun, dass Tree unter dem Verlust ihrer Mutter leidet — und es nicht schafft, sich ihren Dämonen zu stellen?
Zwar kann „Happy Deathday“ nicht mit einem Star-Ensemble dienen, große Namen der Schauspielkunst sucht man hier vergebens. Manch einer aber dürfte Jessica Rothe aus dem Musicalfilm „La La Land“ (mit Ryan Gosling und Emma Stone) kennen. Zudem macht die US-Amerikanerin hier so gut wie alles richtig. Mit ihrer langen Mähne und ihren roten Pumps, mit denen sie ein ums andere Mal über den Uni-Campus stöckelt, passt sie einerseits perfekt ins Schema des naiven Blondchens. Um dieses Klischee anderseits wo es nur geht und mit gehörig Verve zu konterkarieren.
Tree ist viel schlauer, viel durchtriebener als zunächst gedacht, genauso Durchschnittsamerikanerin wie selbstironisches Bad Girl. Tree hat nichts zu verlieren, am Ende eines jeden Tages wartet eh der Tod auf sie. Rothe schlägt aus dieser grotesken, aus dieser aussichtslosen Situation viel komisches, viel befreiendes Kapital. Selbst der Moment, da sie völlig nackt über das Uni-Gelände stolziert, ist stilvoll inszeniert.
„Happy Deathday“ ist ein ungewöhnlicher Horror-Streifen: humorvoller als der durchschnittliche Gruselfilm und auch romantischer. Es gibt Momente, die den Zuschauer wirklich berühren können - etwa eine traurige Szene, die Tree mit ihrem Vater zeigt. Regisseur Landon versteht es, in 96 Minuten bemerkenswert viele Tonlagen anzuschlagen.
Wertung: n n n n n