Balett: Tanz aus Zauber und Drohung
Das Nederlands Dans Theater gastiert umjubelt in Köln.
Köln. Dunkel gekleidete Tänzer vor einer düsteren Himmelskulisse schwingen ihre Unterarme wie Windmühlen, führen mit ihnen abgehackte Bewegungen aus wie Roboter. Die grazilen Tänzer wirken wie Vögel, die durch die gefährliche, mysteriöse Nacht schwirren. Zu der verstörenden Musik von György Ligeti wirkt das Stück hart und bedrohlich. Es erhält nur kurz eine Leichtigkeit, als ein Lied von Ray Charles erklingt. „Garbo Laughs“ des in Wuppertal geborenen Choreografen Marco Goecke ist zweifellos das Stück der Arme und eröffnet die Vorstellung des Nederlands Dans Theaters in Köln.
Sie brauchen keine aufwendige Bühnenkulisse, keine pompösen Kostüme, allein mit ihren Bewegungen ziehen die Tänzer ihr Publikum in den Bann. Denn die niederländische Compagnie vermittelt immer Gefühle pur: Sie bedrohen, verzaubern, betrüben mit ihren drei Stücken, die sie bei einem zweitägigen Gastspiel in Köln zeigen. Und für die die Truppe, die zeitgenössischen Tanz inspiriert vom klassischen Ballett in Perfektion zeigt, am Ende der Vorstellung mit stehenden Ovationen gefeiert wird.
Verträumt, aber auch melancholisch kommt „Solo Echo“ (Crystal Pite) zur Musik von Brahms daher. Angeleuchtete Papierschnipsel rieseln wie Schneeflocken, verwandeln die Bühne in eine Winterlandschaft. Die Tänzer zeigen das Mit- und Gegeneinander in einer Gesellschaft. Sie verflechten und entwirren sich, halten einander fest und wirken wie ein dynamisches Ganzes, aus dem sich immer wieder ein Tänzer, ein Individuum, löst.
Zum Schluss zeigt das Dans Theater ein Stück, das von Aufbruch und Abschied handelt, der letzte große Auftritt — noch einmal alles zeigen. Und so ist es auch das tänzerischste Stück. Bei „Swan Song“ (Sol Léon, Paul Lighfoot) dürfen die Tänzer, die technisch Balletttänzern einer klassischen Compagnie in nichts nachstehen, vierfache Pirouetten, Spagatsprünge und Arabesquen zeigen. Die Tänzer bewegen sich mal wie in Zeitlupe, mal eilen sie Stufen herauf und herab — das Auf und Ab des Lebens.