Beyoncé und Jay-Z feiern die Liebe

Die beiden Weltstars heizten dem Kölner Publikum mit einem Schnelldurchlauf ihrer Beziehung richtig ein.

Köln. Liebe liegt in der Luft über dem nicht restlos ausverkauften Kölner Rheinenergiestadion. Bedeutungsschwer inszeniert von Beyoncé und Jay-Z. Die Megastars spielten am Dienstagabend ihre zweite Deutschland-Show auf ihrer „On The Run II“-Tour. Hand in Hand und mit halbstündiger Verspätung betreten die beiden Musikgrößen die Bühne, singen knapp 40 Songs, zeigen (teils nachgestellte) Videoschnipsel aus dem Familienalbum, geben sich so scheinbar intim. „This is real love“ wird am Ende des Konzerts auf den großen LED-Wänden stehen.

Doch wie echt ist die Liebe an diesem Abend tatsächlich? Eine Frage, die wohl nur die Protagonisten abschließend klären können. Viele Fehler und Streitpunkte haben sie bereits auf ihren Soloalben aufgearbeitet. Beyoncé auf „Lemonade“, auf dem sie öffentlich den Seitensprung ihres Mannes besingt. Jay-Z wiederum gibt sich auf „4:44“ reumütig. Die Familie solle jetzt an erster Stelle stehen, rappt er. Glaubt man der perfekten Inszenierung im Kölner Stadion, ist die Vergangenheit nicht vergessen, aber längst aufgearbeitet.

All das mündete vor wenigen Wochen in der unangekündigten Veröffentlichung eines gemeinsamen Albums mit dem Titel „Everything is Love“ unter dem Namen „The Carters“, dem Familiennamen von Beyoncé und Jay-Z. Keines der acht Lieder auf diesem Album erklingt in Köln. „Queen Bey“ und der inoffizielle „CEO des Hip-Hop“ haben auch so genug Lieder mitgebracht, die sie energiegeladen und mit viel Pyro im weiten Rund erklingen lassen.

Beyoncé und Jay-Z harmonieren dabei bestens als Duo, funktionieren aber auch solo. Während Jay-Z „Fuckwithmeyouknowigotit“, „Ni**as in Paris“ oder auch „99 Problems“ rappt, nimmt sich Beyoncé Pausen für Kostümwechsel. Andersherum ist es genauso. Jay-Z wechselt seine Outfits sogar noch häufiger als Beyoncé. Die 38-Jährige macht das, was sie am besten kann: singen. Stilsicher bewegt sie sich zwischen den einzelnen Stimmungsbildern der Songs. Von Klassikern wie „Crazy in Love“ und „Naughty Girl“ über die Ballade „Resentment“ bis hin zur feministischen Hymne „Run the World (Girls)“. Auf den Punkt gesungen, in allen Tonlagen.

Die Setlist spiegelt ein Stück weit die Beziehung von Beyoncé Giselle Knowles Carter und Shawn Corey Carter, wie die beiden mit bürgerlichem Namen heißen. Sie war in den vergangenen Jahren ein stetes Auf und Ab. Jetzt soll es nur noch in eine Richtung gehen. Zusammen. Hand in Hand. Beyoncé und Jay-Z wissen, dass es nicht die perfekte Beziehung sein muss, doch sie wissen eben auch, dass sich Liebe verkauft — auch wenn ein Teil der Tickets etwas mehr als 100 Euro kostet. Deshalb stehen die beiden gemeinsam auf der Bühne, zeigen der Welt: Bei ihnen ist alles in bester Ordnung. Und weil das so ist, wird gefeiert. Mit einer großen Band, die wie in einem Würfelregal auf der Bühne untergebracht ist. Und mit einem ganzen Corps an Tänzerinnen, die ihren Teil zur guten Stimmung im Stadion beitragen.

Das Publikum feiert die beiden Superstars, singt, springt und tanzt. Doch es kann auch anders. Als es über dem Stadion dunkler wird und sich das Konzert zu Ende neigt, leuchten die Handylampen. Passend dazu singen die Carters ein Medley aus „Forever Young“ (Alphaville) und Ed Sheerans „Perfect“. Fast ein wenig kitschig. Aber die Inszenierung ist perfekt, könnte man sagen. Doch es ist dieser eine Blick, den sich die Stars am Ende zu werfen. Der Blick, der tatsächlich nicht in die Show eingeplant war. Ein kurzer Augenblick zwar, aber ein Augenblick echter Liebe.