Bestseller-Autor Tom Clancy: Bei ihm gewannen immer die Guten
Bestseller-Autor Tom Clancy ist mit 66 Jahren gestorben.
New York. Die Brille war sein Schicksal. Deshalb wurde der Postbotensohn Tom Clancy nicht Kommandant eines Kampfpanzers oder U-Boots, sondern Versicherungsvertreter.
Bis er sich „intellektuell unterfordert“ fühlte und über die Welt schrieb, die ihn selbst faszinierte: das Militär.
Bücher wie „Jagd auf Roter Oktober“ haben Clancy berühmt und auch reich gemacht. Jetzt ist der Bestseller-Autor mit 66 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.
Mit Anfang 30 war es, als Clancy keine Lust mehr auf Policen hatte und in die Welt der Marine abtauchte. Er verschlang Karten und Handbücher, sprach mit Experten und stellte Seeschlachten nach.
Das Ergebnis war ein Buch über einen Sowjetkapitän, der mit seinem Atom-U-Boot zu den Amerikanern überläuft: „Jagd auf Roter Oktober“. Das Buch verkaufte sich blendend und Millionen wollten Sean Connery und Alec Baldwin in dem dazugehörigen Film sehen.
In den letzten Zügen des Kalten Krieges erzählte Clancy den Konflikt glaubwürdig, fast unblutig und vor allem spannend.
Selbst Marineexperten waren erstaunt, woher der Versicherungsagent sein Wissen hatte. Clancys Antwort: harte Arbeit. „Die Informationen sind ja alle da, wenn man nach ihnen sucht. Das geheime Zeug bekommt man ganz einfach, wenn man das nicht geheime nimmt und einfach die Punkte verbindet.“
Für Clancy war es eine Flucht aus der langweiligen Realität in eine Welt, die er für viel spannender hielt: „Ich mag Schreiben“, sagte er schon 1986 in einem Fernsehinterview.
„Ich hatte noch nie so viel Spaß. Man kann seine eigene kleine Welt bauen, wie als Kind mit der Eisenbahn. Aber statt Eisenbahnen habe ich Panzer und Schiffe und Flugzeuge und all dieses Zeug.“ Er könne alles so arrangieren, wie er wolle.
Die Leser mochten, was der Amerikaner da schrieb. Er ließ hohe Sowjetoffiziere für die Amerikaner spionieren, schmuggelte Atombomben in die USA und ließ seinen Star, CIA-Agent Jack Ryan, den britischen Thronfolger retten, eine Verschwörung um Drogenkartelle aufdecken und ihn sogar zum Präsidenten aufsteigen.
Natürlich gewannen die Guten, wie immer bei Clancy. Genau das warfen ihm seine Kritiker auch vor, dass letztlich die Handlung vorhersehbar ist und zu guter Letzt CIA oder Marines oder Weißes Haus gewinnt.
Unumstritten war Clancy nie. Er verherrliche Waffen und Militär, war die häufigste Kritik. In der Tat sah das lebenslange Mitglied des Waffenclubs NRA gern einfache Antworten auf komplexe Fragen: Wenn die Guten, also die USA, die Stärksten seien, müsse man sich doch um Feinheiten nicht kümmern.
Kein Wunder, dass er bei den „Simpsons“ aufs Korn genommen wurde: Als eine Figur mit Clancy-Büchern verprügelt wird, sagt sie: „Das schmerzt weniger, als sie zu lesen.“ Der Autor nahm es mit Humor: Clancy sprach sich selbst.