Bislang unbekannte Schriften von García Lorca entdeckt
Madrid (dpa) - In Spanien sind bislang unbekannte Schriften des Dichters Federico García Lorca (1898-1936) entdeckt worden. Dazu gehört auch der möglicherweise letzte Liebesbrief, den der Autor vor seinem Tod geschrieben hatte.
Wie die Zeitung „El País“ berichtete, wurden die Schriften im Nachlass des Kunstsammlers und -kritikers Juan Ramírez de Lucas (1917-2010) gefunden, der als junger Student mit dem Poeten eine Liebesbeziehung unterhalten hatte.
Kurz vor seinem Tod vor zwei Jahren übergab Ramírez de Lucas nach Angaben der Zeitung die Briefe und Aufzeichnungen Lorcas seiner Schwester mit der Bitte, sie veröffentlichen zu lassen. Er hatte die Romanze mit dem berühmten Lyriker und bekennenden Homosexuellen mehr als 70 Jahre lang geheim gehalten.
Der 38 Jahre alte Lorca hatte kurz vor dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) den damals 19-jährigen Studenten auf eine Reise nach Mexiko mitnehmen wollen. Das Vorhaben scheiterte, weil die Eltern von Ramírez de Lucas, der nach damaligen Recht noch minderjährig war, ihre Zustimmung verweigerten.
Der Liebesbrief trägt laut „El País“ das Datum des 18. Juli 1936. Dies war der Tag, an dem der spätere Diktator Francisco Franco einen Militäraufstand begann, der den Bürgerkrieg auslöste. Wenige Tage später wurde die Nachrichtenverbindung zwischen Lorca und seinem Geliebten getrennt, denn die Heimat des Dichters in Granada wurde von Franco-Einheiten eingenommen, während der Student in Albacete lebte, das von den republikanischen Regierungstruppen kontrolliert wurde.
Im August 1936 wurde Lorca aufgrund seiner linken politischen Einstellung und seiner Homosexualität von Franco-Schergen hingerichtet und in einem Massengrab verscharrt. Nach der Grabstelle wurde in den vergangenen Jahren vergeblich gesucht. Lorca ist Spaniens berühmtester und bis heute meistübersetzter Poet des 20. Jahrhunderts. Er war mit seinen „Zigeuner-Romanzen“ und Theaterstücken wie „Bernarda Albas Haus“ oder „Bluthochzeit“ weltberühmt geworden.
Der irische Hispanist und Lorca-Biograf Ian Gibson plädierte dafür, die jetzt entdeckten Schriften möglichst bald zu veröffentlichen. Der dreiseitige, handgeschriebene Liebesbrief beginnt nach Angaben der Zeitung mit der Anrede: „Mein geliebter Juanito.“ Er endet mit den Worten: „Mit Liebe von dieser Pausbacke, die Dich so sehr mag.“