Buchmesse startet im Zeichen des E-Books
Frankfurt/Main (dpa) - E-Books, Apps, Self Publishing: Im Zeichen des rasanten schnellen Wandels hat am Mittwoch die Frankfurter Buchmesse ihre Tore geöffnet.
Die Zukunft des Buchs in Zeiten von Cloud Computing und virtuellen Buchläden beherrscht die Gespräche auf dem weltweit größten Branchentreff, Verlage und Buchhändler suchen nach neuen Strategien. „Es wird an allen Ecken und Enden herumprobiert“, sagte Ina Fuchshuber von neobooks, einer Selbstverleger-Plattform der Münchner Verlagsgruppe Droemer Knaur.
Nach Angaben der Buchmesse-Organisatoren haben sich 7307 Aussteller aus 97 Ländern zur Messe angemeldet, etwas weniger als im vergangenen Jahr (7384). Von ihnen stammen 39 Prozent (2849 Aussteller) aus Deutschland. Großbritannien ist mit 745 Ausstellern (Vorjahr: 761) vertreten, die USA mit 616 (606). Rund 300 000 Besucher werden bis zum Sonntag in den Messehallen erwartet. Ehrengast der Buchmesse ist in diesem Jahr Neuseeland.
Auch wenn der E-Book-Umsatz am Gesamtmarkt erst bei zwei Prozent liegt: Der Buchhandel ist unter dem Druck des elektronischen Angebots in die Krise geraten und geht neue Wege. So kündigte etwa die Buchhandelskette Thalia am Mittwoch an, in 140 ihrer Buchhandlungen noch vor Weihnachten Spielwarenabteilungen einzurichten. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels will eine Leih-Bibliothek im Internet aufbauen. 1000 Titel sollen für das Online-Bücherregal der Zukunft zur Verfügung gestellt werden. Andere Buchhändler greifen gegen die Konkurrenz der Internet-Großhändler zur Selbsthilfe: „Buy local“ heißt eine Kampagne, die auf der Buchmesse vorgestellt wurde. Sie soll den inhabergeführten Buchhandel vor Ort stärken.
Auch die Verlage stellen sich nach Angaben von Claudia Paul vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels immer besser auf die elektronische Konkurrenz ein. „Sie sind sehr intensiv dabei, die digitale Umwälzung zu begleiten. Sie erweitern ihre Arbeitsgebiete und verändern ihre Prozesse“, sagte Paul. Bislang habe sich der Wettbewerb auch noch nicht negativ auf die Branche ausgewirkt. Die Zahl der dem Börsenverein angeschlossenen Verlage liege seit Jahren konstant bei etwas über 1800.
Nach einer Studie der Universität Hamburg kaufen E-Book-Leser auch weiterhin gedruckte Bücher. „Eine Kannibalisierung gedruckter Bücher findet kaum statt“, schreiben die Autoren des Instituts für Marketing und Medien. Demnach kaufen 22 Prozent der E-Book-Nutzer mindestens drei gedruckte Hardcover-Bücher im Jahr. Doch ob das auch für die nächste Generation noch gilt? Kaum ein Kinderbuch kommt noch ohne elektronische Zusatzangebote aus, wie auf dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendmedien der Buchmesse deutlich wird.
Und wo bleibt auf der Buchmesse die Literatur? Für das größte Aufsehen sorgte ausgerechnet Arnold Schwarzenegger, der vor Hunderten Neugierigen seine Autobiografie „Total Recall“ vorstellte. Auch Bestsellerautor Ken Follett („Winter der Welt“) gab sich die Ehre. Unterdessen gab der Verlag Jung und Jung bekannt, dass er nach dem Deutschen Buchpreis für Ursula Krechel 50 000 Exemplare des prämierten Romans „Landgericht“ nachdruckt. Das Werk verkaufe sich sehr gut. Auch für das gedruckte Buch besteht also noch Hoffnung.