Frankfurter Buchmesse Das Glück auch in der Krise finden

Manfred Lütz' neues Buch soll kein Ratgeber wie jeder andere sein.

Erfolgsautor Manfred Lütz (61).

Foto: Karlheinz Schindler

Düsseldorf. „Von der Gelegenheit gilt dasselbe wie vom Glück: Man muss sie beim Schopf packen, sobald sie sich darbietet.“ Worte, die Giacomo Casanova zugeschrieben werden und die Manfred Lütz seinem neuen Buch „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden. Eine Psychologie des Gelingens“ als Leitsatz voranstellt. Seine „Anleitung zum Selberdenken“, so Lütz, kommt diese Woche auf den Markt, rechtzeitig zum Beginn der Buchmesse, die am Mittwoch gestartet ist.

Warum (noch) ein Buch über das Glück? Weil, so der preisgekrönte Bestsellerautor von „Gott. Eine kleine Geschichte des Größten“ oder „Irre! Wir behandeln die Falschen“, einerseits die Suche nach dem Glück die Menschen beschäftige, und andererseits eine Flut an Glücksratgebern „eine Schneise der Verwüstung durch Deutschland“ ziehe: Den Lesern werde ein Ideal vorgegaukelt, das diese am Ende unglücklich machen müsse. Das eine Glück könne es nicht geben, entsprechend auch weder die eine Glücksformel noch den einen Ratgeber. Sein Buch wolle keine neue Masche für Glückserfolg liefern, sondern dabei helfen, dass das Leben gelinge, erklärt der Mediziner, Philosoph, Theologe und Psychotherapeut seinen Ansatz: „Ich will wirklich hilfreiche Gedanken liefern.“ Und wie findet der Mensch seinen individuellen Weg zum Glück? Indem er „versucht, nachdenklicher zu werden und dann auch Wege findet, wie er in Krisensituationen seines Lebens glücklich sein kann“, erklärt Manfred Lütz.

Es geht darum, auch im Leid einen Sinn im Leben zu finden

Nur für tolle Tage brauche man kein Buch. Es gehe vielmehr darum, „in Krisenzeiten des Lebens die Hoffnung zu behalten und nicht dauernd in der Angst zu leben, dass alles zerstört werden kann“. Nur, wenn es dem Menschen gelinge, trotz Leids einen Sinn im Leben zu sehen, könne er glücklich werden: „Diesen Sinn sucht aber jeder in etwas anderem.“ Sein Dorf, zum Beispiel, das Flüchtlinge aufgenommen habe, sei nun viel glücklicher, „weil die Menschen es einfach sinnvoll finden, Mitmenschen in Not zu helfen“, erklärt der gebürtige Bonner. „Für jeden Menschen ist Glück ganz speziell, keiner erlebt es gleich.“ Der 61-Jährige ist gleichwohl behilflich bei der Suche. Er unternimmt stellvertretend eine vergnügliche Reise durch die Philosophiegeschichte, von Sokrates und Platon bis Jaspers und Heidegger, damit sich der Leser „aussuchen kann, was ihm zum Thema Glück am plausibelsten erscheint“.

Einen Lieblingsphilosophen hat Lütz nicht, zieht stets den heran, der „zur jeweiligen Stimmung passt“. Dabei verzichtet der Autor auf den erhobenen Zeigefinger, er wählt, in Anlehnung an Sokrates, einen unterhaltsamen Plauderton. Die 192 Seiten des Buches sind gespickt mit Anekdoten aus seinem Privatleben und seiner Arbeit als Therapeut sowie bekannten Zitaten — eine Einladung zum Schmunzeln und zum Nachdenken.

Seine Leser sucht Lütz überall, weshalb er das Buch sowohl dem Philosophen Robert Spaemann als auch seinem Frisör zum Gegenlesen gegeben habe. Was macht den Autoren selbst glücklich? Da kommt er ins Grübeln und sprudelt dann doch los: „Wenn ich mit meinen Kindern oder meiner Frau spreche, wenn ich eine schöne Landschaft sehe oder Mozart höre.“ Denn: „Jeder kennt solche dichten Momente, in den man sich ganz intensiv glücklich fühlt. Dabei sind diese Augenblicke nicht herstellbar. Sie ereignen sich.“ Vielleicht schon beim Lesen.