Das rätselhafte kollektive Erröten
Es passt ja im Augenblick zu all den roten Pappnasen, die in der Gegend herumlaufen. Aber Literaturverlage und nicht zuletzt tiefgründelnde Schriftsteller planen die Titel ihrer schwerwiegenden und schwer wiegenden belletristischen Werke doch von langer und bedeutsamer Hand.
Dennoch fällt bei der Durchsicht der Frühjahrsprogramme der Verlage stechend die Farbe Rot ins Auge ? als hätten alle Ypsilanti voraus geahnt. Wobei die Lektüre klären müsste, ob das verruchte oder das Rot der Revolution gemeint ist.<p>Denn der Arche Verlag lässt Wiebke Eden unter dem Titel "Die Zeit der roten Früchte" über ein Paar in Stettin im Jahre 1939 erzählen, während Asli Erdogan im Unionsverlag das Schicksal einer türkischen Akademikerin in Rio als eine Existenz in der "Stadt mit der roten Pelerine" schildert.Da gerät die Phantasie dann doch gewissermaßen ins Schwitzen.
Vermutlich fehlen da noch ein paar sündhaft rote Titel. Einer jedenfalls hat sich deutlich, ja unmissverständlich abgesetzt von dieser roten Allergie. Henk van Woerdens Roman findet man im Classen Verlag königlich unter der Farbe "Ultramarin".