Dauerstreit um Heine-Preis
Heine-Experte Manfred Windfuhr legt seine Bedenken gegenüber der neuen Satzung dar.
Düsseldorf. Die Qualität eines Literaturpreises steht und fällt mit der Plausibilität der Satzung und der Zusammensetzung der Auswahljury. Die Auswahl von Preisträgern kann nur so gut sein wie die vorgelegten Kandidatenvorschläge und die von der Satzung eingeräumte Chance, dass sich die besten Vorschläge auch durchsetzen lassen.
Der Düsseldorfer Heine-Preis hatte bisher bei der Auswahl insgesamt ein beachtliches Niveau. Genannt seien nur Max Frisch, Gräfin Dönhoff, Hans Magnus Enzensberger, Elfriede Jelinek und Robert Gernhardt. Bleibt es dabei auch angesichts des jetzt vorgestellten Satzungskompromisses zwischen den Fraktionen? Da gibt es einige Zweifel.
Fraglich auch, ob die Vermehrung der Stimmen für die Fraktionen und die Verringerung des Stimmgewichts der Fachleute eine Verbesserung darstellt. Werden sich qualifizierte Fachjuroren finden lassen, wenn von vorneherein feststeht, dass sie von den politischen Vertretern blockiert werden können?
Der Büchner-Preis der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung, der angesehenste deutsche Literaturpreis, konnte sein Niveau über Jahrzehnte halten, weil in der Jury renommierte Schriftsteller und Literaturkritiker aus der Akademie die Mehrheit bildeten und entsprechend entscheiden konnten. Fachleute verfügen ja doch wohl über den besseren Überblick darüber, wer preiswürdig ist und wer nicht.
Laufbahn: Manfred Windfuhr wurde 1930 in Remscheid-Lennep geboren. Nach Abitur und Studium entschied er sich für die akademische Laufbahn.
Karriere: Zuerst wurde Windfuhr an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als Professor für Neuere Germanistik berufen. Dort lehrte er von 1967 bis 1969. Dann folgte der Ruf aus Düsseldorf, wo Windfuhr in den kommenden Jahren wiederum als Germanistik-Professor den vor allem von konservativen Politikern erbittert geführten Streit um die Benennung der Universität nach Heinrich Heine erlebte. Windfuhrs herausragende Leistung ist die Große Düsseldorfer Heine-Ausgabe in 16 Bänden (1969-1992) bei dem Traditionsverlag Hoffmann & Campe, bei dem schon Heine selber seine Werke verlegen ließ.