Eichborn will Herbstprogramm umsetzen

Frankfurt/Main/Berlin (dpa) - Unter den 51 Titeln im Eichborn-Programm für den Herbst sticht einer besonders ins Auge. „Vergiss Berlin! Eine Reisewarnung“ heißt ein für September angekündigter Band, der „mit preußischer Überheblichkeit und neupreußischen Wichtigtuern“ abrechnen will.

„Man könnte meinen, das hätten wir absichtlich gemacht“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Claus Mirlach am Freitag. Das Programm habe jedoch schon festgestanden, bevor der Berliner Aufbau-Verleger Matthias Koch Anfang des Jahres zum Mehrheitseigentümer Eichborns wurde.

Zum 1. Juli hätte Eichborn unter das Aufbau-Dach in Berlin-Kreuzberg ziehen sollen. Doch daraus wird nichts, nachdem der börsennotierte Eichborn Verlag am Donnerstag in Frankfurt Insolvenz angemeldet hat. Das Schicksal des Unternehmens liegt nun in den Händen von Insolvenzverwalter Holger Lessing. Dieser hatte erklärt, dass er eine Sanierung des Verlags in einer neuen Gesellschaft anstrebe.

„Das Geschäft läuft weiter“, betont Mirlach, der über den gescheiterten Umzug nicht unglücklich ist. Der schillernde Eichborn Verlag, der als „Stehaufmännchen“ der Branche gilt, hat in seiner 31 Jahre alten Geschichte schon viele Turbulenzen überstanden. So hat der Betriebsratschef seinen Optimismus auch nicht verloren. „Wir haben eines der stärksten Programme der vergangenen Jahre.“

Darunter sind die Hausautoren des „Verlags mit der Fliege“ wie Annegret Held und Simon Borowiak. Zu den Spitzentitel gehören der neue Roman „Dschibuti“ des US-Kultautors Elmore Leonard („Get Shorty“) und „Grau“ des britischen Bestsellerautors Jasper Fforde.

In der renommierten „Anderen Bibliothek“, die einst Hans Magnus Enzensberger bei Eichborn begründete, soll im November ein opulenter Sonderband über die vor 200 Jahren erstmals veröffentlichten Märchen der Brüder Grimm erscheinen. „Ein Kracher“ verspricht Mirlach, für den es schon viele Vorbestellungen gebe.

Doch auch der Betriebsratsvorsitzende weiß, dass jetzt der Insolvenzverwalter der neue Programmchef von Eichborn ist. Lessing will möglichst vor dem 1. September - zu diesem Datum muss das Insolvenzverfahren spätestens eröffnet werden - ein Sanierungskonzept vorlegen, wie er der Nachrichtenagentur dpa sagte. Eichborn hat derzeit noch etwa 40 Beschäftigte.

Aufbau-Chef und Eichborn-Mehrheitsaktionär Koch, der nach der Insolvenz nichts mehr zu bestimmen hat, will zumindest den bereits begonnenen Vertrieb der beiden Verlage retten. Dies machte er am Freitag bei der Vorstellung des neuen Aufbau Hauses in Berlin deutlich. Auch Eichborn hat daran großes Interesse, wie Mirlach sagte. Koch warf er vor, Zusagen beim geplanten Umzug nicht eingehalten zu haben. Der Aufbau-Verleger wiederum gibt dem Eichborn-Vorstand und dem Betriebsrat die Schuld an der Insolvenz. Diese hätten sich der Sanierung des Verlags verweigert.

Mirlach ist sich sicher, dass es für Eichborn Interessenten gibt. Doch auch unter einem neuen Eigentümer dürfte die Zahl der verlegten Titel weiter schrumpfen. Bereits in den vergangenen Jahren hatte der Verlag, der sein einst so freches Image früheren Autoren wie Walter Moers („Käpt'n Blaubär“, „Das kleine Arschloch“) verdankt, die neuen Bücher pro Jahr von knapp 200 auf 120 (2008) zurückgefahren. Später hatten auch noch andere Bestseller-Autoren wie Sven Regener oder Karen Duve den Verlag verlassen.

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