Finanzkrise trifft auch den Kommissar

Petros Markaris’ neuer Krimi „Faule Kredite“ erzählt von der angespannten Lage in Griechenland.

Zürich. In Griechenland scheint die Krise zum Normalzustand geworden zu sein, das fast bankrotte Land taumelt seit Monaten am Rande des Abgrunds. Petros Markaris’ neuer Kriminalroman „Faule Kredite“ versucht zu ergründen, wie es den Griechen in der Krise geht.

„Ich wollte ein Buch schreiben, in dem die Krise selbst Teil des Romans ist, quasi ein Protokoll der Krise“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das sei schwierig, weil er sich auf journalistischem Terrain bewege.

Der Kosmopolit wirft einen bisweilen bösen Blick auf seine marode Heimat Griechenland. In seinem mittlerweile sechsten Krimi mit dem eigenwilligen Kommissar Kostas Charitos als Chefermittler entwirft Markaris das spannende Psychogramm eines Landes zwischen Verzweiflung, Zynismus und Ratlosigkeit. Die eigentliche Krimihandlung gerät dabei fast in den Hintergrund.

Sommer 2010: Es herrscht buchstäblich Stillstand im brütend heißen Athen: Kommissar Charitos quält sich durch die Staus, fast täglich wird auf dem Syntagma-Platz demonstriert, die Stimmung ist aufgeladen.

Ein eiskalter Killer hat nacheinander vier hohe Tiere aus der Finanzwelt umgebracht — die Opfer wurden mit einem Säbel enthauptet. Zeitgleich tauchen Flugblätter auf, die zum Boykott der Banken aufrufen. Die Politiker machen Druck. Charitos kommt richtig ins Schwitzen.

Der Roman vermittelt die Opferrolle, in die sich die Griechen laut Markaris traditionell begeben. Schuld an der Misere seien immer andere: die Deutschen, der IWF oder die Einwanderer. „Der Punkt ist, dass die Griechen immer nach einem Schuldigen suchen“, sagt Markaris. „Irgendjemand muss schuld sein, denn sie selber sind es keinesfalls.“

Interessant ist Markaris’ Roman vor allem, weil sein Protagonist als durchaus zwiespältiger Charakter daherkommt: Charitos ist keineswegs frei von Ressentiments gegenüber Migranten, tut aber andererseits alles, um einen farbigen Butler zu entlasten, der unter Mordverdacht gerät.

Fans des Kommissars können auf weitere Fälle hoffen: Charitos kann wegen der Sparmaßnahmen statt mit 55 Jahren nämlich erst mit 60 in Rente gehen.

Und Petros Markaris ist bereits fleißig: „Ich plane eine ,Trilogie der Krise’ und schreibe gerade am zweiten Band. Der dritte ist in Planung, und ich hoffe, dass aus der Trilogie nicht eine Tetralogie wird.“