Neues Buch Gérard Depardieu schreibt sich die Seele frei
Paris (dpa) - Er sei ekelhaft gewesen und überheblich. Auch als Vater habe er Fehler gemacht. In „Monstre“ (Monster) schreibt sich Gérard Depardieu alles von der Seele, was ihn belastet. Darin verschont das Urgestein des französischen Kinos weder sich noch die Welt.
Gleichzeitig überrascht der 68-jährige Vollblutschauspieler in dem kürzlich in Frankreich erschienenen Buch mit Vertraulichkeiten und Geständnissen. Darunter jenes, dass er nicht mehr zum Alkohol greife: „Früher trank ich, hab mir die Kante gegeben. Das war meine Art und Weise gewesen, abzutauchen und alleine zu sein.“
Es ist nicht das erste Buch, das Depardieu über sich schreibt. In „Ich liebe das Leben, das Leben liebt mich“ gestand er, dass ihn der Alkohol völlig fertig mache und dass er eine Lebertransplantation hinter sich habe. In „Es hat sich so ergeben“ erzählt er seine Lebensgeschichte, angefangen von seiner unerwünschten Geburt und seinen Jugendjahren als Kleinkrimineller bis hin zu seinem Durchbruch als internationaler Star.
Diesmal hat er eine Mischung aus Autobiografie und einer Sammlung von Lebensweisheiten verfasst. Sein Stil ist schlicht und direkt wie immer, seine Sprache ist jedoch weniger provokativ und dröhnend. Fast hat man den Eindruck, er sei mit sich und der Welt ins Reine gekommen. Bedauerlich ist, dass manche Gedankengänge des Schauspielers, der den wortgewaltigen Poeten Cyrano von Bergerac spielte und den französischen Schriftsteller Honoré de Balzac, kaum das Niveau von Kneipenphilosophie überschreiten.
Das Buch besteht aus vielen kleinen Kapiteln, in denen Depardieu von einem Thema zum anderen springt. Mit der Informationsgesellschaft fängt er an, über die er schreibt, dass sie unsere geistige Gesundheit angreife. Mit Gedanken über den Tod, vor dem er keine Angst hat, schließt er seine Reflexionen ab. Dazwischen ergeht er sich in Kritik an der Politik, den Journalisten und an sich selbst, weil er so ist, wie er ist: exzessiv und maßlos.
An einigen Stellen überrascht Depardieu. In dem Kapitel, in dem es um Liebe und Frauen geht, entpuppt er sich nicht als Heißsporn und sexbesessen - Rollen, die er in Filmen wie „Zwei ungleiche Freunde“ oder „Welcome to New York“ meisterhaft verkörpert. Er sei nie ein großer Fan von Sexgeschichten gewesen, schreibt er, ihm seien Zärtlichkeiten wichtiger als der Akt selbst.
Depardieu hat vier Kinder aus verschiedenen Beziehungen. Aus seiner ersten Ehe mit Schauspielerin Elisabeth Guignot stammen Julie und Guillaume. Zu seinem 2008 im Alter von 37 Jahren verstorbenen Sohn hatte er ein schwieriges Verhältnis, auf das er auch im Buch eingeht. Vater zu sein sei schwer, schreibt er. Sein Sohn habe ihm Dinge vorgeworfen, von denen er sich nie hätte träumen lassen, dass sie ihn so treffen würden.
Guillaume hatte 2004 das Buch „Im Schatten meines Vaters“ veröffentlicht. Darin beschreibt er, wie sehr er unter dem allmächtigen Namen seines Vater und unter dessen Abwesenheit gelitten habe. Guillaume, der in rund 40 Film- und Fernsehproduktionen mitwirkte, war drogen- und alkoholabhängig. Er starb an den Folgen einer Infektion, die er sich nach einem Motorradunfall eingefangen hatte.
Gérard Depardieu gilt als unberechenbar und unbändig. Charakteristika, die er in dem Buch auch für sich beansprucht: „Ich liebe das Leben zu sehr, als dass ich es zu kontrollieren versuche.“ Warum er das Buch geschrieben habe? Um frei zu leben - jeden Tag etwas mehr, wie er gleich auf der ersten Seite verkündet.
Monstre, von Gérard Depardieu, Verlag Le Cherche Midi, 2017, ISBN 978-2-7491-5314-8, 18 Euro.