Geschichten von der grünen Insel: Maeve Binchy gestorben

London (dpa) - Maeve Binchys Leben hätte sich auch gut für eines ihrer eigenen Bücher geeignet. Zumindest die Geschichte, wie sie zum Schreiben kam: Mit Anfang 20 ging sie nach Israel und arbeitete in einem Kibbuz.

Die Briefe, die sie nach Hause schrieb, fand ihr Vater so mitreißend und voller Verständnis, dass er sie an die Zeitung „Irish Independent“ weitergab. Die druckte sie prompt und Binchys Karriere als eine der erfolgreichsten irischen Schriftstellerinnen aller Zeiten begann. Sie verkaufte mehr als 40 Millionen Bücher in aller Welt, wurde in 37 Sprachen übersetzt. Am Montag starb Binchy nach kurzer Krankheit in Dublin.

„Wir als Nation sind dankbar und stolz auf die Schriftstellerin und Frau Maeve Binchy“, sagte Irlands Premierminister Enda Kenny am Dienstag. „In ganz Irland und in der Welt trauern die Menschen um Maeve Binchy und gedenken ihrer.“ Für alle, die „Geschichten über Liebe, Hoffnung, Großzügigkeit und Chancen“ liebten, sei ihr Tod ein riesiger Verlust.

Binchys Schmöker stellten oft Frauen und ihre Lebensgeschichten in den Mittelpunkt, meistens spielte auch ihre Heimat Irland eine zentrale Rolle. Zu einem der meistverkauften irischen Bücher aller Zeiten wurde „Der Grüne See“ über eine Frau, die sich aus einer unglücklichen Ehe befreit. Großen Erfolg hatte Binchy, die insgesamt 16 Romane schrieb, auch mit „Ein Haus in Irland“. Darin tauschen zwei sehr unterschiedliche Frauen aus Irland und Nordamerika für einen Sommer ihre Häuser. Am Ende merken sie, das jede das Leben der anderen damit entscheidend verändert hat. Der Roman wurde mit Hollywood-Schauspielerin Andy McDowell und Heike Makatsch verfilmt.

Binchy wuchs als ältestes von vier Kindern einer Krankenschwester und eines Rechtsanwaltes in der Nähe von Dublin auf. Sie besuchte eine örtliche Klosterschule für Mädchen, die damals als sehr fortschrittlich galt. In Dublin studierte sie Französisch und Geschichte, arbeitete dann als Lehrerin. Nach ihrer Rückkehr aus dem Kibbuz konnte sie bald vom Schreiben leben, erst als Journalistin, Kolumnistin und später Schriftstellerin. Zwischendurch machte sie Abstecher nach London, zog aber später wieder in die Nähe ihres Elternhauses zurück.

Seit 1975 war sie mit dem ehemaligen BBC-Korrespondenten und Kinderbuchautor Gordon Snell verheiratet, der am Montag im Krankenhaus an ihrer Seite war. Ihr letztes Buch, „Minding Frankie“, kam nach Angaben des Sender BBC 2010 heraus. Unter dem Titel „Herzenskind“ erschien es in diesem Jahr in Deutschland. 2010 erhielt sie den Irish Book Award für ihr Lebenswerk.

Binchy hatte seit mehreren Jahren an Arthritis gelitten. 2000 hatte sie angekündigt, in Rente zu gehen. Mit dem Schreiben aber hörte sie dennoch nicht auf. So schrieb sie neben Fiktion auch weiter Kolumnen für die „Irish Times“. Nachwuchsautoren hatte sie stets ermutigt, ihrem Traum zu folgen und erklärt: „Das Wichtigste, was man verstehen muss, ist, dass jeder Mensch fähig ist, eine Geschichte zu erzählen. Es ist egal, wo wir geboren wurden und wie wir aufgewachsen sind. Man wird viel glaubhafter, wenn man mit seiner eigenen Stimme spricht.“