Houellebecq will seinen Roman in Köln vorstellen
Köln (dpa) - Der französische Autor Michel Houellebecq will trotz seines Rückzugs aus Paris nach dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ seinen Roman „Unterwerfung“ in Köln vorstellen.
Das teilte der DuMont Buchverlag mit.
Das islamkritische Buch kommt am Freitag (16.1.) in Deutschland in die Läden, die Lesung soll am darauffolgenden Montag (19.1.) stattfinden.
Die Sicherheitsmaßnahmen im „Depot 1“ des Kölner Schauspiels würden voraussichtlich strenger sein als zunächst geplant, sagte Verlagssprecherin Julia Giordano. Der Veranstalter Lit.Cologne klärt derzeit nach Aussage seiner Sprecherin Doro Zauner die Sicherheitsanforderungen.
Nach Angaben von DuMont ist die Lesung am 19. Januar die einzige, die bisher in Deutschland geplant ist. Beim Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe mit einer Startauflage von 100 000 bleibe es, sagte Giordano: „Wir liefern ab dem 14. Januar aus, bis Freitag sollte das Buch dann in 80 Prozent der Läden zu kaufen sein.“ Eine Werbekampagne beispielsweise mit Zeitungsanzeigen sei ohnehin nicht geplant gewesen. „Welches Buch könnte besser in unsere Zeit passen als dieses?“, heißt es auf der Verlagswebsite.
„Unterwerfung“ (im Original: „Soumission“) spielt im Jahr 2022. Die Präsidentschaftswahlen stehen an. Um einen Sieg Marine Le Pens von der rechtsextremen Front National (FN) zu verhindern, unterstützen Sozialisten und Konservative einen gemäßigten muslimischen Kandidaten. In Paris kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen.
Nach Ansicht der Literaturkritikerin Elke Heidenreich (71) liefert dieses Gedankenspiel der islamfeindlichen Pegida keine Munition. „Houellebecq ist viel zu klug“, sagte Heidenreich der dpa, „er fällt auf diesen Islamisierung-des-Abendlands-Quatsch nicht herein.“ Er mache einfach ein Gedankenspiel: „Das Buch zeigt, was wäre, wenn die Muslime die Macht übernähmen. Aber sie sind ja gar nicht so viele und es wird ja dazu gar nicht kommen. Das Abendland ist ja nicht islamisiert.“ Houellebecq schüre keinen Fremdenhass. Deshalb müsse es auch möglich sein, den Roman öffentlich vorzustellen.
Zwei islamistische Attentäter hatten in der Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris am Tag des Erscheinens von Houellebecqs Roman zwölf Menschen ermordet. „Charlie Hebdo“ hatte eine Karikatur über den Autor auf der Titelseite.
Houellebecq (56) zog sich nach dem Massaker aus Paris zurück. Sein Verlag Flammarion teilte mit, Houellebecq trauere um seinen Freund Bernard Maris, der bei dem Anschlag getötet wurde. Houellebecq sei tief betroffen. Zudem wolle Houellebecq seinen Roman vorläufig nicht mehr bewerben.
In einem Interview mit „The Paris Review“ hatte Houellebecq gesagt, er spiele mit der Angst, glaube aber eher an einen FN-Sieg. Bis sich die Muslime in Frankreich vereinten, um an die Macht zu kommen, könne es Jahrzehnte dauern.