Mahnende Worte Ian McEwan tief besorgt über den Zustand der EU

Zürich (dpa) - Der britische Schriftsteller Ian McEwan hat sich zutiefst besorgt über den Zustand der Welt und insbesondere über die Krise der EU geäußert.

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„Ich fürchte die Zunahme eines fremdenfeindlichen Nationalismus und den Zusammenbruch der Europäischen Union“, sagte der 68-jährige Bestsellerautor in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der „Neuen Zürcher Zeitung“.

Ein Scheitern der EU wäre die „Auflösung dessen, was meines Erachtens trotz allen Schwächen, demokratischen Defiziten und der labyrinthischen Bürokratie eine der heroischsten und brillantesten Errungenschaften unserer Geschichte ist“. Zugleich wirft der Autor, der als einer der bedeutendsten Erzähler der Gegenwart gilt, Russland vor, der Welt mit „selbstgefälligem Hohn“ zu begegnen.

„Wir haben es hier mit einem Land zu tun, welches danach strebt, eine Weltmacht zu werden, statt Regeln zu verteidigen, die den Frieden sichern; einem Regime, das Bomben einsetzt, die den Menschen so viel Schaden wie nur möglich zufügen.“ Man könne nur spekulieren, „ob wir ohne einen nuklearen Schlagabtausch durch dieses Jahrhundert kommen“.

Anlass des Interviews war das Erscheinen von McEwans neuem Roman „Nussschale“ am selben Tag. Er bietet ein gewagtes literarisches Novum: Der Ich-Erzähler ist ein Embryo, der aus dem Uterus einen an „Hamlet“ angelehnten Mord und daneben das Weltgeschehen kommentiert.

Ian McEwan: Nussschale. Diogenes Verlag, Zürich, 208 Seiten, 18,99 Euro, ISBN 978-3-257-60777-2