„Ich war ein Huhn“ - Lesung mit Foer und Duve

Berlin (dpa) - Es gibt eine neue Generation von Vegetariern. Wer noch daran zweifelt: Bei der Lesung der beiden Bestsellerautoren Jonathan Safran Foer und Karen Duve in Berlin herrscht Andrang wie bei einem Popkonzert.

In einem Nebensaal ist eine Videoleinwand aufgebaut.

Im Publikum sitzen viele Schüler und Studenten. Es ist ein nachdenklich stimmender und unterhaltsamer Abend, trotz des Themas, das nicht nur Vegetariern auf den Magen schlagen kann. Beide Schriftsteller befassen sich in ihren Büchern mit den grausamen Seiten der Massentierhaltung, was durch den Dioxin-Skandal noch einmal an Aktualität gewonnen hat.

US-Autor Foer (33) plädiert dafür, Fleischverpackungen mit Warnhinweisen zu versehen, ähnlich wie bei Zigaretten. Darauf könnte stehen, dass die Tiere ihr Leben mit 60 000 anderen Tieren verbracht hätten, in einem fensterlosen Schuppen und mit Antibiotika von der Geburt bis zum Tod, so Foer am Donnerstag. „99 Prozent des Fleisches in den USA stammen aus Massentierhaltung, in Deutschland sind es 95 Prozent.“

Er wundert sich, dass nach der harten Kritik in seinem Sachbuch „Tiere essen“ keine Reaktion aus der Fleischindustrie kam. Ein Freund hatte ihm wegen der mächtigen Lobby sogar zu einem Leibwächter geraten. Das Buch war für Foer ein schmerzhafter Prozess. Nun hat er wieder große Lust auf ausgedachte Geschichten.

Duve (49, „Anständig essen“) schrieb mit Selbstironie über ihren Selbstversuch mit verschiedenen Varianten von bewusster und fleischloser Ernährung. Sie wurde damit zur viel interviewten Tierschützerin.

„Es ist nicht mehr legitim, dass in diesem Ausmaß Fleisch gegessen wird“, resümiert Duve, die in Brandenburg lebt. Einer ihrer Vorschläge: Ähnlich wie beim Recycling („Ich war eine Dose“) sollte auf Packungen die Herkunft des Produktes zu lesen sein, „Ich war ein Huhn“ oder „Ich war ein Schwein“. Nach dem Auftakt der Lesereise sind Duve und Foer noch in Wien und Zürich zu Gast.