Joseph Ratzinger wirbt für sein Jesus-Bild
Buchautor: Benedikt vertritt die Lehre vom Gottes-Sohn.
Rom/Freiburg. Zum ersten Mal in der 2000-jährigen Kirchengeschichte hat ein Papst ein persönliches Buch über Jesus Christus geschrieben. Jenseits des Kirchenrechts, der Fixierung auf Dogmen oder das päpstliche Lehramt wählt Benedikt XVI. einen Ansatzpunkt, der viele berühren dürfte: Glaubenszweifel. Zweifel, ob Jesus, der Stifter der weltweit größten Religionsgemeinschaft, tatsächlich Gottes Sohn war, wie es die Kirche lehrt - oder vielleicht doch nur ein Wanderprediger oder Rebell gegen die Römer?
Das gestern im Vatikan vorgestellte Buch kommt am Montag, dem 80. Geburtstag von Joseph Ratzinger, in den Buchhandel. Die deutsche Startauflage beträgt 150 000 Exemplare. Das Buch erscheint auch in Italienisch und Polnisch, übersetzt wird es in 32 Sprachen.
Bereits die doppelte Autorenzeile "Joseph Ratzinger Benedikt XVI." zeigt, welche Gratwanderung der Autor unternimmt. Ratzinger kann nicht als ein x-beliebiger Theologe schreiben, die meisten Leser dürften erfahren wollen, was "der Papst" über Jesus zu sagen hat. Und dies ist eine Menge. Ratzinger entfaltet ein Jesus-Bild, das die jüdischen Traditionen, das hellenistische Erbe, die abendländische Theologie- und Philosophiegeschichte und vor allem die Erkenntnisse der modernen Bibelwissenschaft (Exegese) einbezieht.
Seine Antwort ist klar: Die historisch-kritische Forschung könne den Glauben, dass Jesus als Mensch Gott war, nicht erfassen. Dabei lobt Ratzinger zwar die Ergebnisse der modernen Exegese, er bezweifelt nur deren Reichweite. Der Neutestamentler Professor Thomas Söding (Wuppertal) sagte, Benedikt XVI. entwerfe einen großen, farbigen Film in Stereo.
Joseph Ratzinger Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth, Herder Verlag, 448 S., 24 Euro