Katrin Bauerfeind erzählt Geschichten vom Scheitern

Köln (dpa) — Noch während ihres Studiums wird sie das Gesicht des hippen Internetmagazins „Ehrensenf“. Nach kurzer Zeit bekommt sie ihr eigenes Kulturmagazin auf 3sat.

Foto: dpa

Später holt sie Altmeister Harald Schmidt in sein Team. Die Kritiker mögen sie, die Programmchefs anscheinend auch. Moderatorin Katrin Bauerfeind (31) hat das hingelegt, was man unter einer steilen Karriere versteht. Und so eine schreibt jetzt ein Buch übers Scheitern? Kokett? Vielleicht ein wenig.

Ihr Buch „Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag“ erzählt von ihren persönlichen Misserfolgen und Macken, der Grundton ist ironisch-amüsiert. Der Vergleich mit schreibenden Kolleginnen wie Charlotte Roche oder Sarah Kuttner liegt nahe: Roche besetzte mit ihren „Feuchtgebieten“ monatelang die Bestsellerliste, und auch Kuttner gelang ein recht beachtliches Debüt als Autorin. Bauerfeinds Buch aber ist anders: Während ihre Kolleginnen fiktive Romane geschrieben haben, in denen es höchstens unterschwellig um sie selbst geht, erzählt Bauerfeind primär von sich.

Die 31-Jährige berichtet von ihren kleinen und großen Problemen im Alltag: Sie raucht zu viel, treibt zu wenig Sport, steht nicht gern früh auf, bekommt schreckliche Geschenke von ihren Verwandten und verfärbte Haare vom Friseur. Die Themen sind nicht immer neu. Und natürlich kommt Bauerfeind in ihrem Buch, trotz ihrer paar Eingeständnisse, ziemlich gut weg. Hier und da hätte man sich ein paar wirkliche Misserfolgsgeschichten gewünscht. Solche etwa wie sie in dem Kapitel angerissen werden, in dem die 31-Jährige von ihrer misslungen Gastmoderatorin bei der TV-Talkshow „3 nach 9“ berichtet.

Wenn Bauerfeind über die eigene Branche schreibt, ist das ganz interessant und unterhaltsam: Das Fernsehen, so sagt die Moderatorin im Buch, sei so wie Scientology oder FDP: Keiner gebe gerne zu, dass er dabei sei. Und wenn, dann nur mit dem Zusatz: privat gucke man gar kein Fernsehen. Über sich selbst schreibt sie, „Fernsehtussi“ komme gleich unter Schmuckdesignerin. Außerdem: „Bei 3sat ist man praktisch automatisch nicht berühmt. Man ist nicht mal bekannt. Ich werde hin und wieder zwar von Leuten angesprochen, aber die meisten davon verwechseln mich mit irgendeiner anderen Frau aus dem Fernsehen („Guck mal, Mutti, die Mildred Illgner“).

Lustig sind auch die Kapitel, in denen Bauerfeinds Lust am Beobachten aufblitzt - etwa wenn die Moderatorin spöttisch-liebevoll ihre schwäbische Heimatstadt Aalen beschreibt, wo es den „Tchibo noch gab, als man woanders schon Frappuchino beim Starbucks bestellte“ und wo deutlich „mehr ADAC als CSD“ sei.

Und, die vermeintlich bekannte Tochter der Stadt wird im Schwäbischen schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bauerfeind beschreibt im Buch folgendes Gespräch: „Ich sage: 'Ich habe neulich Michail Gorbatschow interviewt..’ und mein Gegenüber sagt unbeeindruckt: ‚Du, d’r Karl-Heinz, der hat jetzt au Krebs, so schlimm, stell dir vor, die hen grad erscht a neue Küche kauft!’“

Die, die Bauerfeind auf der Mattscheibe mögen, werden auch mit dem Buch etwas anfangen können. Besonders angesprochen wird die Generation um die 30, die sich in den beschriebenen Problemen und Problemchen - zu viele Chancen, zu wenige Entscheidungen — wiedererkennen dürfte.

Zum Schluss bleibt die Frage: Wie real sind die Erzählungen? Wieviel von der Katrin Bauerfeind aus dem Buch ist die Katrin aus dem Leben? Bauerfeind stellt sich diese Frage am Ende des Buches praktischerweise selbst. Ihre Antwort lautet: „Halbe-halbe, ungefähr. Die bessere Hälfte. Das, was erfunden ist, hab ich erfunden, damit es wahrer wird…“.

Katrin Bauerfeind: Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag: Geschichten vom schönen Scheitern. Fischer Paperback, Frankfurt, 224 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3596198917