Kinderbuch: Herz, Blut und nun der Tod
Die Herzen der Leseratten schlagen höher: Am Freitag erscheint Cornelia Funkes „Tintentod“, das die Trilogie vollendet.
Düsseldorf. Endlich. Der neue und letzte Band der Tintenwelt-Trilogie ist da. Ab Freitag liegt er in den Regalen des Buchhandels. Der Leser wird erneut in die märchenhafte Welt der schillernden Feen, der zerbrechlichen Glasmänner und Spielleute entführt. Im Mittelpunkt stehen weitere Abenteuer des Buchbinders Mo und seiner Tochter Meggie, die die Fähigkeit haben, selbst in die Abenteuer des Buches "Tintenherz" hineinzuspazieren oder - oft ungewollt - fiktive Figuren ins reale Leben herauszulesen.
Bereits die Bände "Tintenherz" und "Tintenblut" schnellten in ungeahnte Auflagenhöhen. Und obwohl "Tintenherz" von heute auf morgen in aller Munde war, weigerte sich der "Spiegel", den Titel in seine Bestsellerliste aufzunehmen. Im Gegensatz zu Harry Potter sei das ja nur ein reines Kinderbuch, so die Begründung. Doch der Erfolg des Buches war unaufhaltsam, die fantastischen Abenteuer von Mo, Meggie und Staubfinger hatten längst die Köpfe auch älterer Leser in Beschlag genommen.
In Amerika beurteilten die Medien Cornelia Funke anders. Das Time Magazin wählte 2005 die heute 49-Jährige als eine von drei Deutschen unter die 100 einflussreichsten Leute. Die anderen beiden waren Kardinal Ratzinger alias Papst Benedikt XVI und Michael Schumacher. Die Schöpferin der "Wilden Hühner" und des "Herrn der Diebe" wurde für wichtiger befunden als Nobelpreisträger Günter Grass.
Doch wer ist eigentlich Cornelia Funke? Der Weg von einer Bücherliebhaberin zur Kinder- und Jugendbuchautorin verlief bei der gebürtigen Westfalin nicht geradlinig. Nach einer Ausbildung zur Diplom-Pädagogin und einem Grafikstudium arbeitete sie als Illustratorin. Da sie jedoch am liebsten Fantasy-Bücher mit Wasserwesen, Drachen oder Seeschlangen illustrieren wollte und diese kaum gefragt waren, fing sie an zu schreiben. Ihr erstes Buch, "Die große Drachensuche", ist längst vergriffen. "Geschichten, in denen die Fantasie triumphiert", seien ihr besonders ans Herz gewachsen. Ein Gegenpol zur Eintönigkeit des Alltags. Seit zwei Jahren lebt die Mutter zweier Kinder in Los Angeles, Kalifornien, in einem Haus, in dem vorher Faye Dunaway wohnte. Statt Filmtrophäen prägen nun Bücher das Haus.
Auch die Tintenwelt-Trilogie ist eine Liebeserklärung an das Buch und den Zauber, der sich beim Vorlesen entwickelt. Noch nie sei ihr das Schreiben so leicht gefallen wie hier, noch nie habe sich eine Geschichte so aufs Papier gedrängt - vielleicht weil es eine Geschichte über ihre Leidenschaft für Bücher sei, aber auch fürs Vorlesen. Lesen und Vorlesen - das sei sie von frühester Kindheit an gewohnt gewesen. Ihr Vater und ihre Oma lasen vor, sie selbst erfand Geschichten für ihre jüngeren Brüder und Schwestern, dachte sich neue Folgen des Raumschiffes Enterprise für sie aus. "Das Gefühl, gemeinsam in eine Geschichte zu gehen, sie zu teilen, sie mit der Stimme lebendig werden zu lassen - das fand ich immer sehr magisch", sagt Cornelia Funke.
Ihre Lust am Fantasieren und Fabulieren lässt die Tintenwelt im dritten Band erstrahlen oder sich verdüstern. Allein der Zauber dieser Welt zieht den Leser in den Bann. Gepaart mit den spannenden Abenteuern der Protagonisten sind die vielen Seiten des letzten Bandes ein Klacks. Ihr Gespür für Spannungsbögen, ihr unerschöpflicher Ideenreichtum und ihre Stilsicherheit lassen die Personen gleichsam aus dem Buchdeckel heraus tanzen. Die Figuren seien ihr beim Schreiben körperlich präsent gewesen, bestürzend echt, berichtet Funke. Und das lässt sie den Leser spüren.
Themen Freundschaft, Verrat, Mut, Gewalt, Angst, Mitleid
Vorbilder Mark Twain, Charles Dickens, Toni Morrison, John Irvin
Bibliographie Cornelia Funke, "Tintentod", Dressler Verlag, 746 Seiten, 22,90 Euro