Kluftinger-Autoren füllen als Comedians die Hallen

Vöhringen (dpa) - Kluftinger-Fans brauchen noch etwas Geduld. Das Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr legt derzeit eine „Klufti“-Pause ein und schreibt an einem Roman ohne den kauzigen Kommissar.

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Doch die beiden Allgäuer können nicht nur schreiben. Ihr komödiantisches Talent, das sie in ihren Romanen zeigen, entfalten sie auch bei ihren Auftritten. Mit „Kluftinger - Die Show“ haben sie quer durch Deutschland, in Österreich und in der Schweiz zwei Jahre lang kleine und große Hallen gefüllt. Jetzt sind sie mit ihrem neuen Bühnen-Programm „my Klufti“ auf Tournee. Und auch diese Show hat mit einer klassischen Literaturlesung wenig zu tun.

Zwölf Jahre liegt die erste öffentliche Lesung von Klüpfel und Kobr zurück. Das war nach Erscheinen von „Milchgeld“, ihrem Erstlingswerk und Überraschungserfolg. Seitdem sind die beiden viel herumgekommen und haben auch darüber schon ein Buch geschrieben. „Wir waren gefühlt in jeder Buchhandlung, Gemeindebücherei und Kirchenbücherei zwischen Kirchheim/Teck und Rosenheim“, blickt der 41-jährige Kobr zurück. Doch nicht nur dort. Sogar in einer Sauna fand schon eine Kluftinger-Lesung statt. Bei der Erinnerung daran zieht Klüpfel entschuldigend die Schultern noch. „Wir waren jung und brauchten das Geld“, sagt der 43-Jährige.

Von Anfang an seien die Lesungen als Dialog angelegt gewesen, „weil wir ja zu zweit sind“. Auch „ein paar Witzle“ hätten sie für die ersten Lesungen schon parat gehabt. Irgendwann hätten sie dann beschlossen, mehr daraus zu machen und es auch anders zu nennen.

Bis auf den letzten Platz ist der Saal im Kulturzentrum im schwäbischen Vöhringen gefüllt. Zwei Exemplare von „Grimmbart“ liegen auf einem Holztisch, vor dem zwei Stühle stehen. Auf einer Leinwand prangt das Bild, mit dem viele Menschen das Allgäu verbinden: grüne Wiesen, Berge - und Schloss Neuschwanstein. Wer erwartet, dass Klüpfel und Kobr mit dem Märchenschloss im Rücken zwei Stunden lang aus ihrem neuen Buch vorlesen, sieht sich getäuscht. Vielmehr erleben die Zuschauer eine multimediale Show, in der Kluftinger über lange Strecken überhaupt keine Rolle spielt.

„Litcomedy“ nennen die Autoren ihre skurril-witzige Mischung aus Texten, Comedy und Filmclips. Dabei tragen sie Märchen vor, präsentieren sich als Golfspieler und Volksfestbesucher, streiten darüber, wer von ihnen der bessere Cowboy ist und geben am Ende noch eine musikalische Einlage zum Besten.

Aber natürlich lesen sie auch. Die ausgewählten Szenen aus „Grimmbart“ - etwa wenn sich Kluftinger mit seinem japanischen Besuch das Badewasser teilt oder mit Langhammer eine Hochzeitsrede vorbereitet, „wie sie die Welt noch nicht gehört hatte“ - kommen gut an: Das Publikum dankt mit lautem Lachen und viel Applaus. Es scheint sich auch nicht daran zu stören, dass sich zwischendurch mehr Klamauk als Comedy ins Programm mischt. Richtig gut sind Klüpfel und Kobr, wenn sie sich gegenseitig aufziehen und sich dabei gekonnt im Allgäuer Dialekt die verbalen Bälle zuspielen.

Ob Wien, Köln oder Hamburg - der Humor der Autoren samt Dialekt scheint überall zu zünden. „Die Veranstaltungen sind in der Regel ausverkauft“, sagt Nadine Kistler vom Konzertbüro Augsburg. Nach Angaben der Konzertagentur sind bis Ende 2016 etwa 120 Aufführungen von „my Klufti“ geplant.

Probleme bei der Verständigung haben die Autoren bislang nicht bemerkt: „Wir haben schon bei den ersten Lesungen im Norden gemerkt, dass es da oben auch funktioniert“, sagt Kobr. Kluftinger & Co seien offenbar doch keine so regionalen Figuren, „sondern Typen, die man genauso gut in Hannover und Lüneburg kennt“.

Die Shows machen den geistigen Vätern des Kult-Kommissars viel Spaß, trotzdem laufen sie eher nebenher, wie sie sagen. „Eigentlich sind wir schon Autoren“, sagt Kobr. Seit drei Wochen arbeitet das Duo an dem neuen Roman, in dem „Klufti“ zum ersten Mal nicht vorkommen wird. „Obwohl wir den Kluftinger lieben - man freut sich richtig drauf, mal was anderes zu machen“, sagt Klüpfel. Ideen für neue Abenteuer mit dem Allgäuer Kommissar gibt es aber auch schon. Auch dafür, wie sie irgendwann enden könnten.

Klüpfel und Kobr sind seit der Schulzeit befreundet. Die Idee, zusammen ein Buch zu schreiben, entstand auf einer langen Autofahrt von Hannover ins Allgäu. Die tragende Figur, der sympathische Grantler mit Vorliebe für Kässpatzen, war schnell in den Köpfen der Freunde geboren. Mit ihm landete das Duo einen Bestseller nach dem anderen. Rund fünf Millionen Mal haben sich die Bücher inzwischen verkauft, drei der acht Kluftinger-Krimis wurden verfilmt.

„Sie treffen den Nerv der Leser“, erklärt sich Verleger Hans-Peter Übleis von Droemer Knaur den großen Erfolg. Die Autoren selbst hätten damit niemals gerechnet. „Meine Hoffnung beschränkte sich am Anfang darauf, von der Verwandtschaft gelesen zu werden“, hatte Kobr vor Jahren einmal gesagt.