Lesungen: Der Kommissar und der Ex-Dealer
Andreas Schnurbusch und Michael Weigelt lesen gemeinsam aus ihren Büchern.
Köln. Viel zu erzählen haben sie beide - der Kriminalhauptkommissar und der Mann, der mit Drogengeschäften auf Jamaika sein Geld verdient hat. Gemeinsam ist Andreas Schnurbach und Michael Weigelt ihre Arbeit als Autoren, die in ihren Büchern von ihren Erfahrungen berichten. Als Gut & Böse lesen sie aus ihren Werken und erzählen Geschichten aus ihrem Leben.
Bei Weigelt war es der Traum vom Leben unter der Sonne auf der Karibikinsel Jamaika, der sein Leben grundlegend verändert hat. Nach der Pleite seiner Wirtschaftsberatungsfirma entschließt er sich 1999, auszuwandern und mit 3000 US-Dollar neu anzufangen. „Bald hatten meine Freundin und ich kaum noch etwas zu essen und mussten unsere Sachen an der Straße verkaufen“, erinnert sich Weigelt.
Nach langem Überlegen nimmt er das Angebot von Drogendealern an, Teil einer Gruppe zu werden, die kolumbianisches Kokain über Jamaika und Deutschland nach London bringt. „Eigentlich wollten wir das nur einmal machen, aber der Druck war zu stark und die Chance, Geld zu verdienen, war groß.“ Lange geht das Geschäft nicht gut, schon bald heftet sich das Bundeskriminalamt an seine Fersen.
2003 wird er verhaftet, nach Deutschland ausgeliefert und muss drei Jahre im Gefängnis verbringen: „Das war die Hölle für mich, auch wenn mir klar war, dass ich mir das selbst eingebrockt hatte“, sagt Weigelt, der im Gefängnis beginnt, seine Biografie zu schreiben. „Da man sonst dort bloß verwahrt wird, wollte ich wenigstens selbst etwas Sinnvolles tun. Außerdem hat mich der Gedanke an Jamaika durch diese Jahre getragen.“
Träume hatte auch Andreas Schnurbusch, der eigentlich Astronomie und Geophysik studieren wollte. „Aber die Chance, Geld zu verdienen, hat mich zur Polizei geführt. Zuerst war ich bis 1986 bei der Schutzpolizei und nach dem Studium dann bei der Kripo“, sagt Schnurbusch. Dort ist er einer von zwölf Kölner Drogenfahndern, die es damals gab. Auch bei Mordkommissionen arbeitet er immer wieder mit. Seit 1999 ist Schnurbusch Kommissionsleiter für den Bereich Schleusungsdelikte.
„Die Idee zum Schreiben kam bei Lesen von anderen Krimis. Die haben gut unterhalten, aber der Bezug zur wirklichen Polizeiarbeit war nicht vorhanden. Das wollte ich ändern“, sagt der Kripomann, der sich erst einmal erkundigen musste, über was er schreiben darf, ohne dabei einen Geheimnisverrat zu begehen.
Zusammengekommen sind der Ex-Dealer und der Kriminalhauptkommissar bei der Crime Cologne, wo es eine gemeinsame Lesung von Weigelt und drei Krimi schreibenden Polizisten im Polizeipräsidium gab. „Anfangs war ich skeptisch, wie die mir mit meiner Vorgeschichte begegnen. Aber die Atmosphäre war sehr freundlich“, erinnert sich Weigelt.
Interessant ist nun für beide Autoren, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen: „Es ist spannend zu erfahren, was im Gefängnis hinter den Kulissen passiert und mit welchen Methoden man versucht, uns bei der Fahndung auszutricksen“, sagt der Hauptkommissar. „Ich musste manchmal schmunzeln, als ich nach der Verhaftung in den Protokollen lesen konnte, wie die versucht haben, an mich ranzukommen. Teilweise war die Polizei da echt chancenlos. Sorgen haben mir nur die amerikanischen Dienste CIA und die DEA bereitet“, sagt der Ex-Dealer.