PEN kritisiert Berichterstattung zu Günter Grass

Hamburg (dpa) - Die Schriftstellervereinigung PEN hat Medienberichte über ihre Feier zum 90. Jubiläum kritisiert. „Insbesondere wurden die Äußerungen von Literaturnobelpreisträger Günter Grass grob verzerrt dargestellt und unsachlich zugespitzt“, erklärte der PEN am Montag.

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Die Feier im November in Hamburg war angelegt als Benefiz-Gala für verfolgte Autoren. Dabei wurde auch die PEN-Resolution „Schutz in Europa“ für eine humane europäische Flüchtlingspolitik vorgestellt.

Grass hatte damals daran erinnert, dass nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge aus dem Osten in Westdeutschland zwangseinquartiert wurden. Viele der 14 Millionen Deutschen und Deutschstämmigen aus dem Osten seien so wieder schnell auf die Beine gekommen.

Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur, ob seine Worte so zu verstehen seien, dass er Zwangseinquartierungen auch aktuell für geboten halte, antwortete Grass, er halte, sollte es Notfälle bei der Unterbringung geben, auch Zwangseinquartierungen für eine Option. Manche Medien schrieben: „Grass fordert Zwangseinquartierungen“.

„Wer in den vergangenen zwei Wochen in den Chor hämischer Polemik eingestimmt hat, ohne sich die Mühe zu machen, die Äußerungen von Günter Grass im Wortlaut nachzulesen oder noch einmal nachzufragen, hat weder dem journalistischen Ethos noch unserer um eine humane Flüchtlingspolitik ringenden Gesellschaft einen Dienst erwiesen“, kritisierte das PEN-Zentrum Deutschland mit Sitz in Darmstadt.