Rapper 50 Cent legt zahmes Debüt als Autor hin
Berlin (dpa) - Er wurde mehrfach angeschossen, seine Mutter wurde ermordet und seine Dealerkarriere begann mit zwölf - Bestandteile einer derben Gangster-Geschichte? Nein, das wahre Leben von Curtis James Jackson III, besser bekannt als der Gangster-Rapper 50 Cent, beinhaltet solche kriminellen Details.
Jetzt hat der weltberühmte Musiker gemeinsam mit Laura Moser ein Buch über einen bösen Buben geschrieben. „Playground“ ist allerdings ein zahmer, eher belehrender Roman geworden, der mit dem abenteuerlichen Leben des Rappers wenig gemein hat.
Dabei ist der 37-Jährige für viele Werke des Gangster-Raps verantwortlich, die nicht immer ganz jugendfrei waren („Ayo Technology“), in einigen Fällen aber zu Klassikern des Hip-Hops wurden („Candy Shop“, „In Da Club“).
Wer sich vor der Lektüre von „Playground“ 50 Cents millionenfach verkaufte Alben „Get Rich or Die Tryin'“ und „The Massacre“ angehört hat und die harten Details aus Jacksons Jugendzeit kennt, der erwartet ein Buch über einen ausgekochten Gangsterknaben. So würde Burton, der Held des Romans, auch gerne sein. Doch der dunkelhäutige 13-Jährige aus der kleinen Gemeinde Garden City bei New York ist uncool und ein Außenseiter aus ärmlichen Verhältnissen. Weil er darüber hinaus - wie sein Vater meint - „ein Brother mit dicken Tittis“ und ziemlich „fettem Arsch“ ist, bringt ihm das den Spitznamen „Butterball“ ein.
Um ein bisschen Anerkennung zu bekommen, verhaut er einen Mitschüler mit einer mit Batterien gefüllten Socke. So gelingt ihm, dass ein paar coole Jungs ihn in seine Clique aufnehmen. Aus Butterball wird „B-Ball“.
Wer jetzt erwartet, dass Burton Drogen vertickt, Frauen beleidigt und in jedem Satz das „F...“-Wort benutzt, liegt falsch - oder hat die Einleitung nicht gelesen. Denn da schreibt 50 Cent schon, pädagogisch wertvoll im Ton: „Ein Schläger zu sein bringt dich nirgendwohin.“ Butterball freundet sich also mit seiner weißen Therapeutin an und spricht mit ihr über Minderwertigkeitsgefühle, Frustration und den Sinn von Freundschaft. Selbst mit der lesbischen Freundin seiner Mutter kommt er irgendwann klar.
50 Cent hat eine einfühlsame Geschichte geschrieben, die tiefe Einblicke in das Seelenleben eines pubertierenden Amerikaners ermöglicht. Wahrscheinlich hat der Autor aus seinem 2005 veröffentlichten autobiografischen Film (ebenfalls „Get Rich or Die Tryin'“) gelernt. Damals wurde er heftig dafür kritisiert, dass in dem Film das Tragen von Schusswaffen verherrlicht wurde.
In „Playground“ dreht sich dagegen vieles um ein Mädchen namens Nia, um Kleidung und den Fernseher des aggressiven Vaters („Schon wegen seines De-luxe-Kabelanschlusses liebe ich die Wochenenden bei meinem Dad“). Butterball sehnt sich immerzu nach neuen Schuhen, am liebsten welche von Nike. Die klaut ihm sein Vater irgendwann. Doch anders als sein Vater findet Butterball am Ende einen nicht-kriminellen Weg in die Zukunft.
50 Cent und Laura Moser, Playground, Rowohlt Polaris, 191 S., 13,95 Euro, ISBN 978-3-862-52032-9