Ratgeber trotzen dem Internet

Kochbucher, Handarbeitsanleitungen und Gartenfibeln erfreuen die Verlage — gegen den Trend legen sie in der Käufergunst zu.

Frankfurt. Jahrelang waren Kochbücher, Handarbeitsanleitungen und Gartenfibeln ein schrumpfendes Geschäft. „Der Ratgebermarkt verliert im vierten Jahr in Folge Umsatz, Absatz und Käufer“, hieß es noch im vergangenen Jahr. „Eine Million Käufer verlassen den Markt.“ Wo sind sie hin? Natürlich ins Internet. Genau dort holen die Verlage die potenziellen Käufer jetzt wieder ab.

In den ersten fünf Monaten sind die Umsätze um fast sechs Prozent gestiegen. „Es gibt deutliche Anzeichen, dass es wieder einen Trend zurück zum Buch gibt“, sagt Jürgen Horbach, Schatzmeister des Börsenvereins. Ratgeber sind die drittbeliebteste Warengruppe — nach Belletristik und Kinderbüchern. Der Umsatzanteil lag 2012 bei 14 Prozent.

„Der Ratgeber hat sich weiterentwickelt zum haptisch-optischen Erlebnis“ sagt GU-Verlagsleiter Christof Klocker. Die reine Info hole man sich im Netz — beim Buch gehe es um Genuss. Zielgruppenstudien zeigen: Der Käufer — meist eine Käuferin zwischen 40 und 60 — will „sich selbst beschenken“, liest „um zu genießen“, gern auf dem Sofa mit einem Glas Wein oder in der Badewanne bei Kerzenschein.

Positiver Nebeneffekt: „Wenn das Buch etwas Besonderes ist, dann spielt der Preis nicht die erste Rolle“, sagt Klocker. Jeder vierte Ratgeber kostet laut Börsenverein inzwischen über 15 Euro. „Auch die ,Digital Natives’ wissen ein schönes gemachtes, sorgfältig recherchiertes Buch zu schätzen“, sagt die Programmleiterin vom Verlag Dorling Kindersley, Monika Schlitzer.

Erfolgreichste Themen sind Essen und Trinken, Gesundheit und Lebenshilfe, sagt Petra Fust, vom Börsenverein. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich — ebenso wie auf dem Zeitschriftenmarkt — die Themen Haus und Natur. Verloren hat der Bereich Spiritualität.