Roman Scherbenpark: Packende Geschichte
Lesenswerter Debüt-Roman aus dem Hochhaus-Ghetto: Alina Bronsky erzählt unsentimental und direkt.
Düsseldorf. "Manchmal denke ich, ich bin die Einzige in unserem Viertel, die noch vernünftige Träume hat. Ich habe zwei und für keinen brauche ich mich zu schämen." Die 17-jährige Sascha, Hauptheldin in Alina Bronskys Roman "Scherbenpark" lebt in einem tristen Hochhaus-Komplex. In diesem Ghetto, in dem vor allem Russlanddeutsche zu Hause sind, schmiedet sie einen blutigen Plan.
"Ich will Vadim töten. Und ich will ein Buch über meine Mutter schreiben. Ich habe auch schon einen Titel: Die Geschichte einer hirnlosen rothaarigen Frau, die noch leben würde, wenn sie auf ihre kluge älteste Tochter gehört hätte." Schnell wird klar: Sascha gibt sich zwar sehr selbstbewusst und überlegen, doch hinter der rotzigen Fassade kommt ein Mädchen zum Vorschein, das durch eine grausame Tat schwer erschüttert ist: Vadim, Saschas Stiefvater, hat die Mutter ermordet.
Alina Bronsky erzählt unsentimental und direkt. Der Leser erlebt eine Parallelwelt, das russlanddeutsche Aussiedler-Milieu, das viele von uns höchsten aus den augenzwinkernden Geschichten Wladimir Kaminers kennen.
Alina Bronsky ist ein packendes Debüt gelungen, das bis zuletzt fesselt. Es ist die Geschichte einer Trauma-Verarbeitung - und trotzdem kein deprimierender Text. Bronsky selbst sagte in einem Interview, ihr sei wichtig, ein Buch zu schreiben, das Menschen in schwierigen Situationen zeigt. "Und die es dennoch schaffen, für sich ein privates Happy-End zu finden."
Alina Bronsky: Scherbenpark, Kiepenheuer&Witsch, 286 Seiten, 16,95 Euro.