Schauspieler Jason Segel besiegt seinen Albtraum
Hamburg (dpa) - Der Angst mitten ins Auge zu blicken und die eigenen Monster zu bezwingen, treibt vielen den Schweiß auf die Stirn. Doch was für die einen ein wahres Horrorszenario wäre, ist für den amerikanischen Schauspieler Jason Segel der größte Spaß.
Über seine tiefsten Kindheitsängste - von zehenbeißenden Hexen bis zum blutsaugenden Dracula - hat der Schauspieler, früher TV-Star, heute für seichte Komödien gebucht, sein erstes Kinderbuch geschrieben.
Das Schauerstück „Nightmares - Der Schauer der Nacht“ handelt von dem kleinen Jungen Charlie, der gemeinsam mit seinen Freunden gegen Monster und die gruselige Stiefmutter ankämpfen will. Es geht aber auch um ganz substanzielle Dinge: Die eigenen Ängste zu besiegen. „Es ist in Ordnung, Ängste zu haben, du kannst sowieso nicht davor davonlaufen. Sie werden dich immer irgendwie einholen“, sagte Segel der Deutschen Presse-Agentur.
Über sein einstiges Kindheitstrauma mit Hexe und Vampir kann der Gruselautor bei der Präsentation seines Buchs in Hamburg nur noch schmunzeln. So recht abkaufen mag man dem 34-Jährigen die Horrorgeschichte sowieso nicht. Zu tief sitzen die Erinnerungen an den schüchternen und manchmal tollpatschigen Charakter Marshall Eriksen, den Segel acht Jahre lang in der US-amerikanischen TV-Serie „How I Met Your Mother“ verkörperte. Bislang zeichnete Segel sich eher durch die Darstellung komischer Charaktere aus.
Doch damit will Segel abschließen: Es habe ihm Angst gemacht, das Buch zu schreiben. Der große Schatten von Marshall sei eine Herausforderung, einen neuen, ungewohnten Weg einzuschlagen. Gerade am Scheideweg seiner Karriere wollte er darum das Horrormärchen veröffentlichen. „Ängste können auch helfen, an sich selbst zu wachsen und etwas durchzustehen. Deshalb will ich mich nicht einschränken, indem ich nur Sachen mache, die ich auch gut kann“, sagte Segel. „Ich habe ja nicht als Marshall meine Karriere begonnen.“
Denn schon früher war Segel als Autor tätig, schrieb Drehbücher für seine eigenen Filme, komponierte sogar ein Musical. „Ich fordere mich gerne selbst heraus. Würde ich das nicht tun, wäre das Leben auch ziemlich langweilig.“
Die größte Angst des Schauspielers ist es deshalb nicht, nach einem Serienende in Vergessenheit zu geraten. Im Gegenteil: Es sei, irgendwo unvorbereitet zu sein oder die Gefühle anderer zu verletzen. „Mein Schutz ist, immer nett zu sein und so hart wie möglich zu arbeiten. Selbst wenn mich irgendwann niemand mehr sehen und hören will, davor habe ich keine Angst.“
Für Segel ist es selbstverständlich, dass er sich nicht auf seinem Status ausruhen will, wie er sagt. „Wenn man sich nur auf den Ruhm konzentriert, kann man nur verlieren.“ Doch auch Segel war nach dem Serienfinale im vergangenen Jahr auf der Suche nach dem richtigen Weg: Er taumelte von einer schlagzeilenträchtigen Liaison mit Schauspielkollegin Michelle Williams hin zu Alkoholproblemen; zwischenzeitig galt er sogar für ein paar Wochen als unauffindbar.
In seinem nächsten Film „The End Of The Tour“ spielt Segel erstmals einen ernsten und schwierigen Charakter. Ob seine Fans und die Filmindustrie die Wechsel mögen werden? „Mich interessiert es wirklich nicht, was andere über mich denken“, sagte Segel. „Ich will mich eher darauf konzentrieren, wie ich mich selbst fühle.“