Hollywood-Star „Schräge Typen“: Schriftsteller-Debüt von Tom Hanks

New York/München (dpa) - Tom Hanks mag Schreibmaschinen. „Ich benutze fast jeden Tag eine von Hand angetriebene Schreibmaschine“, schrieb der Hollywood-Star einmal in einem „New York Times“-Gastbeitrag mit dem Titel „Ich bin Tom.

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Ich tippe gerne. Verstanden?“.

„Meine Schneckenpost-Briefe, Dankeskärtchen, Notizen, Aufgabenlisten und groben Skriptentwürfe sind chaotische Angelegenheiten - aber sie zu erstellen, befriedigt mich wie kaum eine andere tägliche Aufgabe.“ Er besitze sogar mehrere Schreibmaschinen. „Alles, was man auf der Schreibmaschine tippt, klingt bedeutend. Die Wörter formieren sich in Mini-Explosionen.“

Auch sein Schriftsteller-Debüt sollte auf der Schreibmaschine entstehen. „Das habe ich aber nur fünf Seiten lang durchgehalten.“ Trotzdem wimmelt es in der Kurzgeschichten-Sammlung „Schräge Typen“ (Originaltitel: „Uncommon Type: Some Stories“) nur so von Schreibmaschinen: Auf dem Titel der US-Originalfassung ebenso wie auf der jetzt erschienen deutschen Ausgabe sind runde Tasten zu sehen und in fast jeder der rund ein Dutzend Geschichten kommt irgendwo eine Schreibmaschine vor.

Zwei Jahre lang habe er an dem Buch gearbeitet, hatte der aus Filmen wie „Forrest Gump“, „Philadelphia“ oder „Apollo 13“ bekannte zweifache Oscarpreisträger im Vorfeld erzählt. Währenddessen habe er Filme in New York, Berlin, Budapest und Atlanta gedreht und überall geschrieben. „Ich habe in Hotels bei Presse-Tourneen geschrieben, ich habe im Urlaub geschrieben. Ich habe im Flugzeug, zu Hause und im Büro geschrieben“. Außerdem lese er viel. „Ich stapele Bücher auf, drei Reihen je sechs oder acht Bücher und dann arbeite ich mich durch die Stapel.“

Der 61-Jährige, der ab Mitte Februar in Deutschland an der Seite von Meryl Streep in dem Steven-Spielberg-Thriller „Die Verlegerin“ rund um die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere 1971 zu sehen ist, hatte schon länger mit der Schriftstellerei geliebäugelt. 2006 schickte er eine Kurzgeschichte an seine Freundin und Kollegin Nora Ephron, die ihm half, die Erzählung in der „New York Times“ unterzubringen - aber sie vorher auch gründlich redigierte. „Erstarrend“ und „erschreckend“ sei ihre in der Branche gefürchtete Kritik gewesen, erinnert sich Hanks. Ephron, die Autorin von Drehbüchern wie „Schlaflos in Seattle“ und „e-m@il für Dich“, starb 2012 - aber für Hanks bleibt sie die große Inspiration. „Für Rita und alle Kinder“ - also seiner Ehefrau Rita Wilson und seinen vier Kindern - hat Hanks sein Buch gewidmet. Hinter der Widmung steht: „Wegen Nora“.

Die Geschichten in „Schräge Typeen“ sind sehr unterschiedlich. Einige Figuren ziehen sich durch mehrere Erzählungen und werden immer wieder aufgegriffen. Andere Geschichten spielen in völlig anderen Zeitzonen und Umgebungen, manche in der heutigen Zeit, andere in der Vergangenheit. Hanks schreibt von Freunden, von Kinostars, von einem kleinen Jungen und seiner frisch geschiedenen Mutter und vom Krieg. Das liest sich genauso unterschiedlich, mal unterhaltsam, mal etwas dröge - und so sind dann auch die US-Kritiken gemischt. Hanks sei zwar ein „ganz ordentlicher Schreiber“, kommentiert beispielsweise der „Guardian“, aber die Geschichten seien „zum Vergessen, irgendwo im Nichts, berührt von der besonderen Banalität bloßer Kompetenz“.

Hanks, der sich als Schauspieler längst Ruhm und Geld erworben hat, gibt vor, sich davon nicht beirren zu lassen. „Schau, ich bin 61“, sagte er jüngst der „New York Times“. „Ich habe keine Zeit darüber zu lesen, wie gut oder schlecht ich etwas gemacht habe. Lasst es einfach da sein und die Menschen müssen dann eben mit der Tatsache umgehen, dass ich der berühmte Typ bin, der seinen Namen in die Zeitung bekommen hat.“

Tom Hanks: Schräge Typen, Stories, Piper, München, 345 Seiten, 22,70 Euro, ISBN 978-3-492-05717-2