Schriftstellerin Helga Königsdorf mit 75 gestorben

Berlin (dpa) - Schreiben war für sie wie Medizin. Lange hat die Berliner Autorin Helga Königsdorf gegen ihre heimtückische Parkinson-Krankheit angeschrieben.

Schriftstellerin Helga Königsdorf mit 75 gestorben
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In ihren Erinnerungen „Landschaft in wechselndem Licht“ (2002) sprach sie freimütig über ihre Angst vor dem Tod. „Ich akzeptiere das Sterben nicht. Ich gehe unter Protest. Ich hätte so gerne gesehen, wie es weitergeht.“ Am Sonntag ist die Schriftstellerin im Alter von 75 Jahren in einem Berliner Pflegeheim gestorben, wie der Aufbau Verlag bestätigte.

Unter ihrem bürgerlichen Namen Helga Bunke hatte die promovierte Physikerin von 1961 bis 1990 am Mathematischen Institut der Akademie der Wissenschaften in der DDR Karriere gemacht. Mit 40 veröffentlichte sie ihren ersten Erzählband „Meine ungehörigen Träume“, der für Aufsehen sorgte. Es folgten Romane wie „Im Schatten des Regenbogens“ (1993) und „Die Entsorgung der Großmutter“ (1997) sowie der Essayband „Über die unverzügliche Rettung der Welt“ (1994).

Von der Literaturkritik wurde sie als „leise Stimme der Vernunft“ gelobt, gelegentlich warf man ihr später im Umgang mit der DDR-Vergangenheit jedoch auch einen „weinerlich-sentimentalen Ton“ vor. Für Königsdorf hatte Literatur die Aufgabe, den „kleinen Menschen in sein Recht zu setzen“. Dafür ließ sich die Autorin, die den ironisch-hintergründigen Ton liebte, auch mal „altmodisch“ nennen.

Ihre Memoiren wurden 2002 ihr letztes Buch. Immer wieder von Krankheitsschüben unterbrochen, hatte die in Gera geborene Königsdorf drei Jahre daran gearbeitet. Die Frage, ob sie alle von ihr geschilderten Ereignisse, Geschichten, Gefühle und Katastrophen wirklich durchlebt hat, beantwortete sie im Vorwort so: „Das ist ja gerade das Tolle am Leben: Was auch darüber gesagt oder geschrieben wird, es ist immer anders gewesen.“

Neben Christa Wolf, Brigitte Reimann, Maxie Wander oder Irmtraud Morgner gehörte Königsdorf in den 70er und 80er Jahren im Osten zu den Autorinnen, die sich kritisch mit der viel gepriesenen „Gleichberechtigung“ der Frauen im DDR-Sozialismus auseinandersetzten. 1990 gab sie ihren wissenschaftlichen Beruf als Professorin auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen.

Mehr und mehr lähmte jedoch die Krankheit ihre Energien. Ein neues Buch traute sie sich schon 2002 nicht mehr zu. „Ich denke, ich schaffe es nicht mehr“, sagte sie bei der Vorstellung ihrer Memoiren. 2005 kamen diese nochmals als Taschenbuch heraus. Inzwischen sind ihre Werke laut Verlag nicht mehr lieferbar.