Afrika war Teil von ihr - Stefanie Zweig ist tot

Frankfurt/Main (dpa) - Afrika hat Stefanie Zweig berühmt gemacht. Die Bestsellerautorin, die am vergangenen Freitag im Alter von 81 Jahren gestorben ist, verbrachte fast zehn Jahre in Kenia. Der Roman „Nirgendwo in Afrika“ wurde 1995 zum Welterfolg.

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Für die Verfilmung bekam die Regisseurin Caroline Link einen Oscar. „Die Afrika-Sehnsucht der Deutschen ist ungeheuer groß“, erklärte sich Zweig vor einigen Jahren den Erfolg ihres Buchs. Ihr war wichtig, dass es in ihren Kenia-Büchern vor allem auch um das Emigranten-Schicksal ihrer Familie geht. „Es macht mich ein bisschen traurig, wenn man mich auf Afrika reduziert“, sagte sie damals.

Die jüdische Familie Zweig flüchtet Anfang 1938 aus dem oberschlesischen Leobschütz - heute Glubczyce in Polen - vor dem Nazi-Terror nach Ostafrika. In Kenia bewirtschaftet sie mit viel Mühe eine Farm. Die kleine Tochter Stefanie verfällt dem Zauber Afrikas und seinen Menschen und freundet sich mit dem schwarzen Koch der Familie, Owuor, an. Bis Zweig ihre Erlebnisse im Roman schildert, dauert es noch viele Jahre. 1947 kehrt die Familie nach Deutschland zurück. Vater Walter Zweig lässt sich in der Frankfurter Rothschildallee nieder, wird Richter und dann Anwalt.

Die gelernte Journalistin schrieb zuerst Kinderbücher, während sie viele Jahre Feuilletonchefin der Frankfurter „Abendpost-Nachtausgabe“ war. Ende der 1980er Jahre wird die Zeitung eingestellt. Als sie ihre Kindheitserinnerungen niederschreiben will, rät ihr Bruder davon ab. „Du wirst es nicht aushalten, wenn Du keinen Verlag findest“, meint er. Innerhalb von zehn Tagen hat Zweig aber ihr Manuskript an den ersten Verlag verkauft. „Meine liebe Jettel! Hol Dir erst mal ein Taschentuch, und setz Dich ganz ruhig hin. Du brauchst jetzt gute Nerven.“ - so beginnt der Afrika-Roman, für sie der Durchbruch.

Danach folgte der Roman „Irgendwo in Deutschland“ - er spielt in Zweigs Haus in der Rothschildallee und handelt von einer jüdischen Familie, die ihr Exil in Kenia beendet und im Nachkriegsdeutschland ankommt. Zuletzt erschienen ihre Lebenserinnerungen unter dem Titel „Nirgendwo war Heimat“. Einige Male war Zweig auch wieder in Afrika, bekannte aber zu ihrem 80. Geburtstag 2012: „Es ist einfach zu anstrengend und Afrika ist auch zu gefährlich geworden.“ Ihre großen Romane erreichten nach Angaben der Verlagsgruppe Random House eine Gesamtauflage von mehr als 7,5 Millionen Büchern.

Im vergangenen Jahr trafen sie zwei Schicksalsschläge. Ihr Lebenspartner starb - und Zweig erkrankte schwer. Dabei hatte sie noch einiges vor: ein neues Buch nämlich. Zunächst wollte sie die Arbeit daran nur unterbrechen - doch: „Das konnte sie aufgrund der gesundheitlichen Situation nicht mehr verfolgen“, sagt ihr Neffe Walter Zweig. Auch ihre Kolumnen für die „Frankfurter Neue Presse“ konnte sie nicht mehr schreiben. Sie war eine akribisch arbeitende Autorin. Und: „Sie war selbst ihr größter Kritiker“, erzählt ihr Neffe. Nach kurzer, schwerer Krankheit starb Zweig nun in Frankfurt.