Plagiatsvorwürfe gegen Wuppertaler Forscher
Historiker soll aus Wikipedia abgekupfert haben.
Wuppertal. Darf ein Wissenschaftler aus Wikipedia abschreiben — und wenn ja: wie viel? Diese Debatte ist deutschlandweit entbrannt. Und in ihrem Fokus steht ein Wuppertaler Forscher: Historiker Arne Karsten, Junior-Professor an der Bergischen Uni, hat mit seinem Kollegen Olaf B. Rader von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften das Buch „Große Seeschlachten — Wendepunkte der Weltgeschichte von Salamis bis Skagerrak“ herausgebracht. Und dies, so lauten Vorwürfe im Internet, soll zu einem großen Teil aus der Online-Plattform Wikipedia kopiert sein.
Ein Facebook-Nutzer hat die Welle in dieser Woche losgetreten. „Liebe Follower, sagt mir, was ich tun soll“, beginnt der Post, in dem weiter steht: „Dieses Buch ist vollständig aus Wikipedia-Einträgen zusammenkopiert.“ Der Mann nennt mehrere Textstellen aus dem Werk und vergleicht sie mit Zitaten aus Wikipedia — in der Tat gibt es Übereinstimmungen.
Dennoch nennt Karsten den Vorwurf, es sei umfassend abgeschrieben worden, gegenüber unserer Zeitung „absurd“: „Man übernimmt aus Wikipedia Daten und Fakten, wie man sie früher aus dem Lexikon genommen hat. Das ist keine Verletzung des Urheberrechtes.“
Völlig „an den Haaren herbeigezogen“ seien zudem Behauptungen, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) habe ihm und Rader Recherchereisen finanziert. Auch die DFG dementiert das — und der Facebook-Nutzer rudert im Internet inzwischen zurück: Dieser Vorwurf sei falsch, auch sei nicht das ganze Werk abgekupfert.
Dennoch: Der renommierte Verlag C.H. Beck, in dem das Buch erschienen ist, geht den Vorwürfen nach. „Wir sind mit der Prüfung noch nicht fertig“, sagte gestern Katrin Dähn auf Nachfrage unserer Zeitung. In einem Radiointerview immerhin bekennt Lektor Ulrich Nolte, dass offenbar wirklich Sätze aus Wikipedia übernommen wurden. Nicht verboten, aber wohl unsauber, so der Verlagsexperte: „Das darf nicht passieren.“