„Blacky“ rechnet mit der Politik ab

Fuchsberger über den Vater, Großmannssucht und das Alter.

Das neue Buch von Autor und Schauspieler Joachim "Blacky" Fuchsberger ist am 25.04.2014 im Hotel Bayerischer Hof in München (Bayern) zu sehen. Fuchsberger stellte seine Autobiografie „Zielgerade“ vor.

Foto: Nicolas Armer

München. Joachim Fuchsberger hat viel erlebt. Eine Kindheit unter Hitler, als 16-Jähriger zum Kriegsdienst eingezogen, dann Gefangenschaft, nach 1945 sein Aufstieg in Film und Fernsehen und lange Jahre in Australien. Seit fast 60 Jahren ist der 87-Jährige mit der Schauspielerin Gundula Korte verheiratet. Affären? Keine bekannt.

Alles bestens — bis zum Oktober 2010, als Sohn Thomas mit 53 Jahren ertrinkt. Ein Schicksalsschlag, den das Paar bis heute nicht verwunden hat. „Die Gedanken an ihn erfüllen uns jeden Tag, jede Nacht“, schildert „Blacky“ Fuchsberger in seinem autobiografisch gefärbten Buch „Zielgerade“, das er gestern vorstellte und das einen eher pessimistischen Blick auf das Leben heutzutage wirft.

Rund vier Jahre nach seinem Werk „Altwerden ist nichts für Feiglinge“ sinniert der Schauspieler und Showmaster in seinem neuen Buch über den Zustand der Welt, vor allem der politischen. Er macht sich Gedanken über das Alter („Altwerden ist scheiße“) und streut Anekdoten und Erinnerungen ein.

Sein Fazit ist kein Gutes. Fuchsberger, der von Juni an als „grantiger, böser, alter Mann“, wie er sagt, für einen Fernsehfilm vor der Kamera stehen will, meint: Die Menschen in Deutschland haben jedes Maß verloren. „Sicher scheint mir, dass sich bei allen eine Großmannssucht breitmacht. Viele scheinen zu glauben, die Bundesrepublik sei eine Weltmacht“, bemängelt er und rät: „Wohl oder übel, wir sollten anfangen, kleinere Brötchen zu backen, bevor uns der Dampf ausgeht.“

Roter Faden der 33 Kapitel ist die Bundestagswahl 2013 und das anschließende zähe Ringen um eine Koalition, das Fuchsberger in verschiedenen Facetten immer wieder kommentiert, mit bisweilen leicht polemischem Unterton. An den Machthabenden lässt er kaum ein gutes Haar, vor allem während des Wahlkampfes: „Es ist also eine Zeit, in der wir Bürger von unseren Politikern belogen werden, dass sich die Balken biegen.“

Auch einen Schwenk auf die Nazi-Vergangenheit seines Vaters gibt es, der als Funktionär im nationalsozialistischen Kraftfahrkorps NSKK viele Ausflüge organisierte. Fuchsberger erinnert sich gerne an diese Zeit, konnte als Kind die Rolle seines Vaters aber noch nicht so recht einordnen. „Was er wohl dachte, als zur gleichen Zeit vor seinen Augen jüdische Schaufenster beschmiert und zerschlagen, die Geschäfte boykottiert wurden? Wir haben uns nie darüber unterhalten“, gibt der Schauspieler in seinem Buch zu.

Immer wieder nimmt der 87-Jährige auch seine Altersgebrechen aufs Korn. „Auf vier verschiedenen Intensivstationen kommen einem viele Bilder und viele Gedanken, auch dumme“, bekennt er gleich zu Beginn. „Mein Verfallsdatum ist längst überschritten, und ein paar deutliche Vorwarnungen sind schon bei mir eingegangen.“