Wikipedia schlägt Brockhaus

Im Vergleich mit dem Internet-Lexikon schneidet der Traditionalist schlecht ab. Bei 43 von 50 getesteten Beiträgen liegt das kostenlose Online-Angebot vorn.

<strong>Düsseldorf. "Bei Pavarotti gebe ich mich geschlagen. Der hätte drin sein müssen." Etwas kleinlaut räumt Klaus Holoch gegenüber unserer Zeitung ein, dass das kostenlose Online-Lexikon Wikipedia den Traditionalisten Brockhaus übertrumpft hat. Der Tod des Startenors vom 6. September war bei Wikipedia am selben Tag eingetragen worden, während bei Brockhaus noch am 2.Dezember nichts vom Ableben des Tenors stand. Der zerknirschte Pressesprecher des Verlages schiebt aber gleich nach, dass bei dem im "Stern" veröffentlichten Test der beiden Recherche-Angebote im Internet "Äpfel mit Birnen" verglichen worden seien.

50 zufällig ausgewählte Einträge aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Sport, Wissenschaft, Kultur, Unterhaltung, Erdkunde, Medizin, Geschichte und Religion haben Experten des Wissenschaftlichen Informationsdienstes Köln im Auftrag des Hamburger Nachrichtenmagazins verglichen. Im Wettstreit von Wikipedia und der kostenpflichtigen Online-Ausgabe des 15-bändigen Brockhaus haben sie Noten vergeben: Für Wikipedia gab es im Durchschnitt eine 1,7, Brockhaus erreichte nur eine 2,7.

Besonders schlecht kam der Lexikon-Klassiker beispielsweise bei "Hartz IV" weg. Hier fehle die Grundsatzdiskussion und die aktuelle Gesetzeslage, lautet das Testergebnis. Der Beitrag sei auf dem Stand von 2003. Bei "Doris Lessing" erfahre man weder vom Literaturnobelpreis 2007 noch die Titel ihrer Werke ab 2001. Unter "Eisbär" gebe es nur eine Erwähnung unter dem Stichwort "Bär" und "Harald Schmidt" biete Informationen von 2004.

Bei 43 Artikeln bekam Wikipedia bessere Noten als die Konkurrenz. Nur bei sechs Stichworten lag der Brockhaus vorn, in einem Fall erhielten beide Nachschlagwerke die gleiche Note. Als Kriterien für ihre Bewertungen prüften die Experten des Kölner Instituts Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verständlichkeit. Wobei Thomas Borchert, zuständiger Redakteur beim "Stern", einräumt, dass man sich bei den Experten darauf verlassen habe, dass sie sowohl Richtigkeit als auch Verständlichkeit für Laien beurteilen können. "Das waren Fachleute und Professoren, die so etwas auch lehren."

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