Wird Catherine die neue Joanne K.?
Im Sommer erscheint ihr erster Roman „Das Lied von Malonia“.
Cambridge. Mit 14 Jahren schrieb sie die ersten Sätze auf - während der Pause auf den Hinterbänken des Klassenzimmers. Damals dachte noch keiner an einen neuen Harry Potter. Fünf Jahre später wird Catherine Banner mit ihrem Fantasy-Roman "The Eyes of the King", einer Mischung aus Magie, Romantik und Abenteuer, als mögliche Nachfolgerin der Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling gehandelt.
Das Buch, das vergangene Woche in Großbritannien erschienen ist, ist der erste Teil einer geplanten Trilogie und soll im August in Deutschland mit dem Titel "Das Lied von Malonia" (Verlag Penhaligon) nicht nur Harry-Potter-Fans begeistern.
Denn seit Rowling im vergangenen Jahr mit dem letzten Potter-Band einen Schlussstrich unter die Romanreihe zog, sehnen sich nicht nur die Fans nach einem Nachfolger des kleinen Zauberlehrlings. Auch die Verlage suchen nach einem neuen Kassenschlager. Random House scheint nun fündig geworden zu sein und rührt kräftig die Werbetrommel.
Sogar Produktionsfirmen sind an den Filmrechten interessiert. "Banner hat ein großartiges Buch geschrieben. Voller Tempo, interessanten Charakteren und Abenteuer. Sie kann es sogar mit Joanne K. Rowling aufnehmen", meint Random-House-Lektorin Lauren Buckland.
Für die 19 Jahre alte Banner wären das alles andere als schlechte Aussichten; schließlich ist Rowling eine der reichsten Frauen Großbritanniens. An ihrem Romanhelden mit der großen Brille verdiente sie über eine Milliarde Euro. Und so räumt Banner auch ein, der Vergleich mit der Erfolgsautorin habe ihr schon etwas Angst gemacht. "Aber ich bewundere Rowling. Nicht nur wegen ihrer Bücher, sondern auch als Person für ihr soziales Engagement."
Harry Potter habe sie mit acht Jahren gelesen, aber abkupfern wolle sie das Millionen-Werk auf keinen Fall, betont die Jungautorin. Damit sie nicht zu sehr vom Stil anderer Autoren beeinflusst wird, lese sie jetzt in ihrer Freizeit zwar Romane, aber keine Fantasy-Geschichten.
Doch ihr Werk hat zumindest auf den ersten Blick Parallelen mit den weltberühmten Potter-Büchern. Die Hauptfigur des Buches ist Leon, ein 15-jähriger britischer Junge, der bei seiner Großmutter ein eher tristes Leben führt. Wie Potter wird auch er in die Welt der Magie gezogen. Leon findet eines Tages im Schnee ein Buch.
Dessen Berührung bringt ihn durch magische Energien in eine Parallelwelt, die ihn nicht mehr los lässt. "Der Geschichte von Leon war ich mir von Beginn an sehr bewusst, die anderen Figuren haben sich erst nach und nach entwickelt", sagt die junge Autorin.
Dass sie an einem Buch schreibt, verriet Banner zunächst nur ihrer Familie und wenigen Freunden. "Alle haben mir Mut gemacht und mich ernst genommen, das war enorm wichtig für mich." Der Erfolg kam dann ganz rasch: Als 16-Jährige besuchte sie eine Buchmesse in ihrem Heimatort Cambridge und fragte dort einen Literaturagenten: "Denken Sie, dass man in meinem Alter noch zu jung ist, um ernsthaft zu schreiben?"
Der Mann forderte sie auf, das Manuskript zu senden. Wenig später hatte sie einen Vertrag beim Verlagsriesen Random House, ein Vertrag, für den sich viele Autoren ein Leben lang vergeblich die Finger wund schreiben.
Nach ihrer Schulzeit im vergangenen Sommer nahm sich Banner dann eine Auszeit, um als "Vollzeit-Autorin" zu arbeiten. Eine Fortsetzung von "The Eyes of the King" ist bereits fertig, am dritten Teil schreibt sie derzeit. Im Herbst beginnt sie jedoch ein Englischstudium an der angesehenen Universität Cambridge. Dort lebt sie auch nach wie vor bei ihren Eltern. "Ich denke, dass das Studium mir weiterhilft, denn durch die Analyse der Bücher anderer Schriftsteller lernt man viel." Ob dazu auch Harry Potter gehört?