Birgit Meyer neue Chefin der Kölner Oper

Köln (dpa) - Ruhe - dieses Wort begleitet in allen Variationen seiner Bedeutung die Wahl von Birgit Meyer (51) zur neuen Kölner Opernintendantin. Sie selbst will in Ruhe die dringend nötigen Entscheidungen treffen.

Zugleich versucht sie, die schrillen Töne rund um ihre Berufung zu dämpfen. Alle wünschen den Mitarbeitern der Oper die Ruhe, sich wieder auf ihre künstlerische Arbeit zu konzentrieren. Die Stadt möchte aus dem Schlagzeilengetöse rund um ihre Kulturpolitik herauskommen. Und doch dürfte das Theater um die Oper noch nicht ganz zu Ende sein.

Da ist zunächst einmal die Frage, ob Uwe Eric Laufenberg eigentlich rechtmäßig entlassen und Meyer korrekt gewählt wurde - oder ob der Streit darum in den nächsten Wochen für weiteren Krach sorgen wird. Der Ex-Intendant Laufenberg war mit der Stadt beim Thema Geld aneinandergeraten. Er hält die Oper für unterfinanziert und erhielt nach seinen scharfen öffentlichen Vorwürfen im Juni die fristlose Kündigung. Seine Operndirektorin Meyer übernahm die kommissarische Leitung und wurde nun zur Nachfolgerin gewählt.

Allerdings nur mit den Stimmen von Rot-Grün. Auch die CDU hält Meyer zwar für die richtige Wahl, wollte aber zuerst die juristischen Fragen geklärt haben. „Warum jetzt diese Hast?“, fragt CDU-Fraktionschef Winrich Granitzka. Eben der Ruhe wegen, kontert Rot-Grün. „Damit man sich auf das Künstlerische konzentrieren kann“, sagt SPD-Kultursprecherin Eva Bürgermeister. Und die Grünen erwarten, dass Meyer die Oper aus den Schlagzeilen bringt.

Meyer selbst versucht, dazu erst einmal durch Schweigen beizutragen. Außer einer kurzen schriftlichen Erklärung nach der Wahl war von ihr nichts zu hören - öffentlich äußern will sie sich nach derzeitigem Stand erst Ende des Monats. Auf weitere öffentliche Vorwürfe Laufenbergs, zum Beispiel, dass es ihr nur um ihr Gehalt gehe, reagiert sie gar nicht. Und sie scheint vorzuhaben, auf Skepsis mit Arbeit zu antworten. Sie muss ja erstens beweisen, dass mit weniger Geld große Oper zu machen ist, und zweitens, dass sie es kann.

Der öffentliche Streit klang meist so, als gehe es allein um die Frage, wie viel Qualität an der Oper sich Köln mit seinem klammen Haushalt leisten könne. Aber ganz gleich, wie groß ein Opernetat ist und aus wie viel Zuschuss und wie viel eigenen Einnahmen er sich zusammensetzt - in jedem Fall komme es darauf an, dass ein Intendant ordentlich wirtschafte und sein Budget nicht überziehe, ist aus dem Rathaus zu hören. Dass Meyer dies hinbekommt, scheinen ihr alle zuzutrauen. Was das für die künstlerische Qualität bedeutet, darauf sind alle gespannt.

Wenn es klappt, sind auch wieder Schlagzeilen, Theaterdonner und öffentliche Auseinandersetzungen willkommen - aber dann eben nicht über Personalien und Geld, sondern über Oper. „Ruhe ist für ein Theater kein relevanter Begriff“, sagt Rolf Bolwin, Direktor des Deutschen Bühnenvereins, „es muss künstlerisch vorangehen.“