Die Woche des Hape Kerkeling
Der Entertainer stellt gerade neue Weichen. Seinen Platz in der Ruhmeshalle der Unterhaltung hat er aber längst gefunden.
Düsseldorf. Er neigt zum Moppeligen. Er hat 1991 als Königin Beatrix den Bundesgrenzschutz blamiert. Er hält sich vom Medienrummel, in dem man sich angeblich ständig tummeln muss, fern — es sei denn, er kann Nina Ruge veralbern. Schwul ist er auch. Was aus so einem wohl wird? Nun, so ziemlich der beliebteste Unterhalter der Republik: Hape Kerkeling. Er ist der wandelnde Beweis dafür, dass das Publikum keineswegs immer diese glatten Pilawas, Kerners und Pflaumes haben will.
Kerkeling steht eine spannende Woche bevor. Am Samstagabend sitzt er im ZDF bei „Wetten, dass?“. Er will mit dem Hauptdarsteller Dirk Bach sein Musical „Kein Pardon“ bewerben, aber alle werden darauf warten, dass ihm ein Wort zur Gottschalk-Nachfolge herausrutscht. Thomas Gottschalk sagte vor seiner vorletzten Sendung lapidar, er habe sich mit Kerkeling nicht abgesprochen, man werde sehen, wie der sich aus der Affäre ziehe.
Morgen ist dann zu besichtigen, wie vielfältig das Zweite seinen neuen Moderatorentrumpf ins Programm einflechtet. Um 19.30 Uhr ist Hape Kerkeling zum dritten Mal „Unterwegs in der Weltgeschichte“, zum Thema Mittelalter wirft er sich in das Gewand Karls des Großen. Gleich anschließend schmückt er die Jubiläumssendung „30 Jahre Traumschiff“. Den Jahresrückblick Anfang Dezember und die Moderation der Goldenen Kamera im Februar hat das ZDF ebenfalls bei ihm gebucht.
Das größte Herzklopfen dürfte der Mann aus Recklinghausen am nächsten Samstag haben. Dann wird sein Musical „Kein Pardon“ im Düsseldorfer Capitol-Theater uraufgeführt.
Der Comedian Thomas Hermanns hat Kerkelings gleichnamigen Kinofilm von 1993 für die Bühne umgeschrieben; Dirk Bach gibt den cholerischen Showmaster Heinz Wäscher, den damals Heinz Schenk gespielt hat. Alle Beteiligten gehen ein hohes Risiko ein, denn die Laufzeit ist nicht begrenzt: Das Musical soll einfach so lange wie möglich laufen. Wird es jedoch beizeiten eingestellt, ist das nicht nur teuer, sondern auch peinlich.
Auf der anderen Seite kann der vielseitigste Mann des deutschen Fernsehens — Moderator, Regisseur und Autor, achtbarer Schauspieler und Sänger — mit 46 Jahren auf eine Menge von Unterhaltungsklassikern zurückblicken. Die sind im nationalen Bewusstsein so fest verankert sind, dass er den Vergleich mit Loriots Sketchen nicht scheuen muss.
Bei beiden genügt ein einziges Stichwort. Auf der Bundespressekonferenz fragte er energisch nach „Schnittchen“, das „Liebelein“ des schmierigen Horst Schlämmer mit Schnappatmung ist zum ironischen Paar-Geflüster geworden, und „Hurz“ passt sowieso in allen Lebenslagen.
Im Jahr 2000 versuchte er bei einem CDU-Parteitag, Angela Merkel einen Eisbecher Copacabana aufzudrängen. Sie ist eine der wenigen, die ihm nicht auf den Leim gegangen ist — anders als die Viva-Moderatorin Milka Loff Fernandes, in deren Sendung er als rüpelhafter finnischer Sänger saß, und die verblüfften Fußballer des Grazer AK, denen er sich als litauischer Nachfolger von Trainer Klaus Augenthaler vorstellte.
Finanziell dürfte Kerkeling spätestens seit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ auf beruhigende Verhältnisse schauen: Die Beschreibung seiner 630 Kilometer langen Wanderung nach Santiago di Compostela verkaufte sich allein bis Mitte 2008 mehr als drei Millionen Mal.
„Witzischigkeit kennt keine Grenzen“ soll der Schlager des Musicals werden. Für Hape Kerkeling gilt das schon lange — allenfalls die des guten Geschmacks.