Comedy Drive-in Comedy in Kaarst

Der Kabarettist Tobias Mann tritt am 22. Mai auf dem Gelände des alten Ikea auf. Das Besondere: Die Zuschauer kommen im Auto.

Tobias Mann kommt nach Kaarst.

Foto: Tom Klose

Herr Mann, Sie gehen mit Drive-in-Comedy auf Tour. Wie kam es dazu?

Mann: Zunächst einmal muss ich sagen: Man hat ja in aktuellen Zeiten eine Verantwortung. Mein Kollege Christoph Sieber und ich haben unsere vorletzte Fernsehsendung gerade noch vor Publikum aufzeichnen können. Natürlich schmerzen Absagen, aber man ist auch für die Leute im Saal verantwortlich. Es ist wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen, damit alle gesund und auch beruflich ohne Schaden durch die Krise kommen. Aber natürlich sind gerade wir Künstler von der Corona-Krise stark betroffen und können unseren Beruf derzeit nicht ausüben. Als die Kaarster mit ihrer genialen Drive-in-Comedy Idee an mich herangetreten sind, habe ich daher direkt begeistert Ja gesagt.

Wer hatte die Idee?

Mann: Ich glaube, Dieter Güsgen vom Stadtmarketing in Kaarst war einer der Ersten. Man hat dort das Glück, dass das alte Ikea-Gelände brachlag. Eigentlich soll dort ein Gewerbepark entstehen, für den die Bauarbeiten jedoch noch nicht begonnen hatten. Die Infrastruktur ist ideal für Veranstaltungen dieser Art. Wir Künstler haben ob dieser Idee erst einmal alle mit offenem Mund da gestanden.

Das Ganze wurde ja recht flott auf die Beine gestellt – wie findet man so schnell die passenden Locations?

Mann: Von einigen Veranstaltern wurde ich, wie in Kaarst, angefragt. Andere haben wir dann noch selbst gefunden. Ich bin ein großer Kino- und Filmfan und war früher selbst oft in Autokinos. Die zum Beispiel können momentan auch nur ältere Filme senden. Denn viele Blockbuster, die eigentlich im Frühjahr starten sollten, sind verschoben worden. Da ist so eine Drive-in-Comedy doch einmal eine spannende Alternative.

Gerade Kabarettisten und Comedians leben von der Interaktion mit dem Publikum – wie lösen Sie das?

Mann: Das ist eine gute Frage. Grundsätzlich ist es für uns Künstler natürlich schön, dass wir wieder vor Publikum agieren können. Auch, wenn die Zuschauer im Auto sitzen. Ich bin kein Bühnenfreak, aber ich liebe live. Und ich habe jetzt nach diesen Wochen bemerkt, dass ich die Bühne und die Zuschauer auch vermisse. Ich habe mit Kollegen gesprochen, die bereits diese Form von Auftritten hinter sich haben. Sie haben mir verraten, dass sich eine Art Code entwickelt hat. Die Leute nutzen Hupe, Lichthupe und Scheibenwischer. Wenn Sie hupen, drückt das zum Beispiel Lachen aus. Ich bin wirklich gespannt, wie dieser Abend abläuft.

Wird es bei den Drive-in-Shows besondere Überraschungen für die Fans geben?

Mann: Überraschungen werden sich gar nicht vermeiden lassen, da meine Programme stark an die Tagesaktualität angedockt sind. Die Welt hat sich verändert und auch meine Programme haben dadurch zum Teil eine ganz neue Aktualität bekommen. Zum Beispiel hatte ich in einem der früheren Programme eine „Ode an das Internet“ gesungen. Die passt heute mehr denn je, wenn sich selbst Familien nur über die sozialen Medien sehen können. Deshalb zeige ich zu einem großen Teil mein Programm „Chaos“ aber auch ein Best of aus den Programmen davor.

Sie sprachen das Internet schon an. Soziale Medien wie Facebook und Co. sind gerade für Künstler eine Möglichkeit, mit ihren Fans in Kontakt zu bleiben – Sie sind dort sehr aktiv. Hat die Corona-Krise das Verhältnis zu den Fans verändert?

Mann: Ja, das kann ich für mich definitiv sagen. Ich bin durch und durch ein Live-Künstler, und wenn ich die Wahl hätte zwischen live, TV und Internet, würde ich immer live wählen. Aber wenn es eben wie jetzt nicht geht, sind die sozialen Medien die ideale Form, mit den Fans in Kontakt zu bleiben und vor allem den treuen Fans auch ab und an was Neues zu bieten. Ich bin ein technisches Spielkind und habe schon viel ausprobiert, deshalb hatte ich die entsprechende Software ohnehin auf dem PC. Man muss einfach kreativ werden. So haben mein Kollege Christoph Sieber und ich für unsere Show den Song „Fuck you Corona“ aufgenommen. Jeder bei sich zu Hause und ein Cutter hat das Video dann im Home-Office auch geschnitten. Meine Frau ist auf diese Weise quasi zur Kamerafrau geworden.

Könnten Sie sich vorstellen, bei einem noch länger andauernden Veranstaltungsverbot häufiger auf die Drive-in-Variante auszuweichen, oder ist das eine Ausnahme?

Mann: Die klassische Stand-up-Comedy braucht Publikum. Die Reaktion des Publikums ist Teil des Dialogs. Drive-in wird allerdings erst einmal das Mittel der Wahl sein, solange große Veranstaltungen aufgrund der Virus-Pandemie zu gefährlich sind. Ich glaube aber nicht, dass es so weitergehen wird, wenn die Zeiten wieder normal sind. Vielleicht gibt es dann ab und zu Drive-in-Comedy als exotische Einzelveranstaltung. Es ist also jetzt eine historische Chance, sich eine solche Veranstaltung anzuschauen.

Tobias Mann ist am 22. Mai um 20 Uhr auf dem alten Ikeagelände in Kaarst zu sehen. Es gibt keinen Kartenverkauf vor Ort, Tickets gibt es ausschließlich online unter