Ehekrieg in mehreren Akten
Thomas Jonigks neues Stück ist jetzt am Düsseldorfer Schauspielhaus im Programm.
Düsseldorf. Das kann ja nichts werden, wenn der Mann einen Corsa fährt, obwohl die Frau ganz auf Twingo eingestellt ist! Claudia Schneider (Claudia Hübbecker, gekleidet wie Audrey Hepburn in den schönen alten Filmen) zickt auf der Bühne herum und überschüttet ihren Mann mit Vorwürfen: Er hat einen schlechten Geschmack, widmet ihr zuwenig Aufmerksamkeit und ist "sexuell unterdurchschnittlich befähigt".
Der Mann (Hans-Jochen Wagner) schlägt zurück: Blöd ist sie, kann nicht zuhören... Es geht los mit dem Ehekrieg, denkt man, da stellen die beiden fest, dass sie gar nicht verheiratet sind! Sofort beginnt Claudia Schneider mit Daniel Zeisig zu flirten, der Streit wird in die nächste Runde vertagt.
Thomas Jonigk versteht seine Komödie "Ach, da bist du ja!" als Hommage an Ionesco. Der rumänisch-französische Dramatiker ("Die Nashörner" u.a.) verstand es, das Absurde vom alltäglich Komischen in eine existenzielle Dimension hineinzuführen. "Das Absurde kommt immer da zustande, wo der Mensch die Gesetze der menschlichen Gegebenheiten nicht annehmen will", sagte er.
In Jonigks Beziehungskomödie misslingt der Versuch, eine tiefere Ebene einzuziehen, allerdings kläglich. Da kann Daniel Zeisig seine Angst vor dem Alleinsein noch so sehr quantenphysikalisch verbrämen, es interessiert einen nicht wirklich, ob er sich in Luft auflöst, wenn keiner hinschaut. Denn die Dialoge sind platt und wiederholen sich unendlich mit leichten Variationen. Auch Kommissar Carlsberg (Rainer Galke) bringt keine Spannung mit, obwohl er martialisch die Tür aufbricht.
Die Tür steht übrigens einsam auf der fast leeren Bühne, nur seitlich stellt Hugo Gretler einige hässliche 50er-Jahre-Möbel bereit. Regisseur Stefan Bachmann lässt die Darsteller jeweils selbst anpacken, wenn sie einen Sessel oder Tisch brauchen. So schaut man den Schauspielern halt beim Möbelschleppen zu, meistens in gruseligen Pyjamas (Kostüme: Esther Geremus), während sie einander fertig machen.
Es fällt auf, dass die Frauen in Jonigks Beziehungsschlachten die Stärkeren sind. (Vielleicht stand doch eher Strindberg Pate?) Sie sind mitleidlos und grausam, während der Mann immer weinerlicher wird, schließlich wie ein Säugling auf dem Flokati greint und zwischendurch verzweifelt zuschlägt.
Kriminalistisch wird die Handlung dadurch nicht. Nur einmal sorgt die Polizei für Komik: Als Susanne Tremper als total verblödete Polizistin Erika auftaucht, und von Claudia Schneider stoisch informiert wird: "Mein Mann hat eben jemanden umgebracht!" beginnt sie bitterlich zu weinen: "Immerhin haben Sie einen Mann!" Katrin Röver lieferte gegen Ende einen erfrischenden Auftritt als hochschwangere, besonders rabiate Ehefrau Nummer 1, was dem dankbaren Publikum noch einige Lacher bescherte. Höflicher Applaus.