Ein Ende ohne Seele
Bei der Premiere des Vierteilers „b.08“ in Düsseldorf konnte nur der Chefchoreograph Martin Schläpfer nicht überzeugen.
Düsseldorf. An der Rheinoper erlebt man zur Zeit, wie sich der überragende Chefchoreograph Martin Schläpfer übernimmt und schwächer wird. Bei der — ansonsten aber großartigen — Premiere der aus vier Elementen bestehenden Inszenierung „b.08“ misslang ausgerechnet sein Teil „Unleashing the Wolf“ (mit Intermezzi von Regina van Berkel), das er ans Ende der Aufführung platzierte.
Tatort des angekündigten „Krimis“ ist ein Raum mit Nachtclub-Atmosphäre. Der Komponist Paul Pavey erzeugt Klanglandschaften mit Schlagzeug, Flügel, Synthesizer und der eigenen Stimme. Eine hohläugige Gesellschaft bewegt sich wie eine Gruppe von Marionetten an den unsichtbaren Fäden Paveys. „Unleashing the Wolf“ — den Wolf von der Leine lassen — ist ihr legitimes Bedürfnis. Ein Tänzer leckt über den Boden, Fellbündel werden getreten. Eine seelenlose Kunstwelt bar jeden Geheimnisses.
Darüber hinaus funktionieren Komposition und Ballett nicht miteinander. Jüngst scheiterten schon Schläpfers „Robert Schumann Tänze“ („b.07“) daran. Dabei begründet gerade die Musikalität, der — oft kontrapunktische — Dialog, seine Meisterschaft.
„Streichquartett“ (2005), das den Abend eröffnete, ist dafür beispielhaft. Hier tanzt das Ensemble so virtuos wie lässig gegen die vibrierende Unruhe von Witold Lutoslawskis Komposition an, bis die Bedrohung auf die Bühne übergreift. Meisterliches an diesem Abend auch von Hans van Manen. In „Two“ (1990) entwirft er das Abschiedsszenario eines Paares. „Solo“ (1997) ist ein Trio. Darin jagt die Solo-Violine in Bachs erster Partita Tänzer wie bei einem Staffellauf in aberwitzigem Tempo über die Bühne.