Wolfgang Spier ist tot
Berlin (dpa) - Der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Spier wurde einmal „König des Boulevards“ getauft, seine Sketchserie „Ein verrücktes Paar“ schrieb Fernsehgeschichte. Vor einem halben Jahr, am 27. September, feierte er seinen 90. Geburtstag.
Am Freitag ist er nach längerer Krankheit in Berlin gestorben.
Spiers künstlerische Heimat war jahrzehntelang das Theater am Kurfürstendamm in Berlin. Spier war ein wichtiger Teil der West-Berliner Bühnen-Welt mit Größen wie O.E. Hasse (1903-1978), Günter Pfitzmann (1924-2003) oder Harald Juhnke (1929-2005).
Geboren wurde er in Frankfurt am Main, aber er lebte seit 1929 in Berlin. Eigentlich wollte er Arzt werden, was ihm wegen seiner jüdischen Herkunft in der Nazi-Diktatur jedoch nicht möglich war.
Es waren Zufälle, die ihn zum Theater brachten. Prägend war seine Zeit in Wiesbaden als Regieassistent von Karl-Heinz Stroux, dem er später nach Düsseldorf folgte. 1950 gründete er mit Berliner Kollegen wie Horst Buchholz und Wolfgang Neuss den Theaterclub im British Center. „Das war eine ganz wichtige Aufbruchzeit“, erinnerte sich Spier einmal in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Es folgten gut 60 Jahre mit Inszenierungen an vielen Bühnen: Kabarett-Abende, Musicals, Komödien von William Shakespeare bis Harold Pinter, dazu alle einschlägigen Boulevard-Autoren, von Neil Simon („Sonny Boys“) bis Curth Flatow („Der Mann, der sich nicht traut“). Oft spielte Spier selbst mit. Seine Glanzlichter waren Stücke wie „Mein Freund Harvey“ oder „Ein Käfig voller Narren“.
Was gutes Theater ausmache? „Dass es beim Publikum ankommt.“ Man spiele nicht für die Presse, sondern für die Zuschauer, war Spier überzeugt. Mit dem legendären Kritiker Friedrich Luft (1911-1990) war er einer Meinung: „Das Leichte ist das Schwerste.“ Das Publikum zum Weinen zu bringen sei einfacher als es zum Lachen zu bringen.
Spier war auch Synchronsprecher und Redakteur beim Radiosender Rias Berlin. Im Fernsehen moderierte er zum Beispiel das ARD-Quiz „Wer dreimal lügt“ in den 70er Jahren. Zuschauer kannten ihn auch aus TV-Klassikern wie „Der Kurier der Kaiserin“ und „Drei Damen vom Grill“. Mit Juhnke und Grit Böttcher drehte er ab 1977 „Ein verrücktes Paar“.
Viermal war Spier verheiratet. Unter seinen Ehefrauen waren die Schauspielerinnen Almut Eggert und Christine Schild. Seit 1991 war er mit Brigitte Fröhlich verheiratet.
Seine Lebensbilanz? „Viel Glück gehabt, einige Sachen falsch gemacht, aber im Ganzen zufrieden.“