Ein Hit: Rock 'n' Roll auf der „Sonnenallee“ in Hamburg

Hamburg (dpa) - „Mauer“ steht als Graffiti auf hellen Stoffbahnen im Halbdunkel der Bühne. Direkt davor sind Micha, Mario und Wuschel zuhause - im Ost-Berlin der 70er und 80er Jahre.

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Doch die lebenslustigen Jugendlichen ficht das nicht an. Ihr Denken und Tun kreisen bei viel Musik um erste Liebe, West-Platten und darum, wie man den Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei (ABV) an der Nase herumführen kann. Aus Thomas Brussigs Roman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ von 1999 macht das Altonaer Theater in Hamburg eine mitreißende Rock-Revue über das zeitlose Thema Adoleszenz. Die hat das Publikum bei der Premiere am Sonntagabend mit Jubel und langem Beifall im Stehen gefeiert.

Der liebevoll-freche DDR-Roman, den Brussig nach seinem mit Detlev Buck und Leander Haußmann verfassten Drehbuch geschrieben hat, ist vor allem dank des Kino-Hits „Sonnenallee“ (1999) populär. In Hamburg begeistert auch der Regisseur Peter Dehler, der zudem die Textfassung und das schlichte Bühnenbild verantwortet, mit einer Szenenfolge voller lockerem Charme und Witz. Vor allem aber mit prallem Sound: Zur Live-Band aus John Carlson, Hannes Richter und Hans Sagert auf einem Bühnenpodium gesellen sich immer Mitglieder des neunköpfigen Ensembles, um es krachen zu lassen. Schnell stellen Songs wie „I Can Get No Satisfaction“, „Born To Be Wild“ und „What A Wonderful World“ braves DDR-Liedgut in den Schatten.

Sympathisch juvenil kommen dabei Jonas Anders (Micha) und Tom Semmler (Mario) herüber, die sich bei Club-Cola zwischen Enthusiasmus und Schüchternheit schwankend um Erfolge bei der Weiblichkeit bemühen. Mats Kampen als ihr Kumpel Wuschel zieht das Mitgefühl der Zuschauer auf sich, weil er sich so verzweifelt auf die Suche nach dem offiziell verpönten Stones-Doppelalbum „Exile On Main Street“ bei skurrilen Outsidern der Republik begibt.

In wechselnden Rollen amüsieren die übrigen Akteure - auch mittels Berliner und sächsischen Dialekts. Wobei etwa Elena Meißner als Mutter Kuppisch stets um Wohlgefälligkeit im sozialistischen Obrigkeitsstaat bemüht ist und Olaf Paschner mit hässlicher Perücke den DDR-phobischen West-Onkel Heinz gibt, der gönnerhaft Süßigkeiten über die Grenze schmuggelt. Für einen besonderen Farbklecks sorgt das Ex-„Blümchen“ Jasmin Wagner mit feiner Stimme als malende „Existenzialistin“, die sich nach mehr Buntheit in grauer Umgebung sehnt.